Virtueller Info-Lehrpfad

Von „Hungerkünstlern“ und seltenen Schmetterlingen

Lehrpfad im Naturschutzgebiet „Bahndammgelände Krusenbusch“

Unter Naturliebhaberinnen und -liebhabern rangiert dieser Ort noch als Geheimtipp. Wer in Ruhe spazieren gehen, dabei seltene Pflanzen und Tiere entdecken und gleichzeitig in die Oldenburger Eisenbahn-Geschichte eintauchen möchte, ist im Bahndammgelände zwischen Kreyenbrück und Krusenbusch an der richtigen Adresse: Bei dem Areal handelt es sich um eines von sieben Naturschutzgebieten der Stadt Oldenburg. Mit seiner Fläche von 55,5 Hektar macht das 1998 ausgewiesene und 2018 erweiterte Naturschutzgebiet „Bahndammgelände Krusenbusch“ nicht einmal einen Prozent der Stadtfläche aus, doch lassen sich hier 40 Prozent aller gefährdeten Arten Oldenburgs wiederfinden.

Sieben Stationen mit nützlichen Infos

Wer mehr über diese ganz besondere Flora erfahren möchte, dem ist der neue virtuelle Info-Lehrpfad zu empfehlen, den die Stadt Oldenburg 2020 entlang des 1,5 Kilometer langen Rundwanderweges angelegt hat. Erreichbar ist der Wanderweg über die Bahnhofsallee in Höhe der Klingenbergstraße. Der Lehrpfad wurde vom Fachdienst Naturschutz in Zusammenarbeit mit Studierenden der Universität Oldenburg konzipiert. „An sieben Stationen werden nützliche Informationen – beispielsweise zu Magerrasen und Schmetterlingen im Schutzgebiet, aber auch zu der Notwendigkeit von Pflegemaßnahmen – vermittelt“, erläutert Fachdienst-Mitarbeiter Michael Engels. Die Texte, die von den Umweltwissenschaftsstudenten verfasst wurden, können an den Informationspunkten durch die Nutzung von QR-Codes abgefragt werden. QR-Codes lassen sich ganz leicht mit einem Fotohandy oder einem Tablet-PC durch die Kamera einlesen.

Über das Naturschutzgebiet Bahndammgelände Krusenbusch

Das Bahndammgelände Krusenbusch ist eines der wenigen Naturschutzgebiete in der Weser-Ems-Region, das von Menschen geschaffen und nach Nutzungsaufgabe der Natur überlassen wurde. Was einst mit 44 Kilometern Gleisen und circa 210 Weichen, über die in Spitzenzeiten bis zu 2.200 Waggons rangierten, einer der größten Verschiebebahnhöfe Norddeutschlands war, ist nach der endgültigen Stilllegung durch die Deutsche Bahn im Jahr 1979 zu einem Lebensraum für schutzbedürftige Tier- und Pflanzenarten geworden, der für das Stadtgebiet Oldenburgs einzigartig und durch eine herausragende Vielfalt gekennzeichnet ist.

Eine wichtige Rolle nimmt dabei der ehemalige Bahndamm ein. Bevor der Bau des 1911 eröffneten Verschiebebahnhofes überhaupt beginnen konnte, wurde damals ein bis zu fünf Meter hoher Sandkörper aufgeschüttet, der wie ein überdimensionaler „Damm“ in das Stadtgebiet hineinragt. Dieser Bahndamm hat sich nach dem Rückbau der Gleisanlagen mit seinen Sand-Magerrasen-Vorkommen zu einem Biotop für an extreme Wasser- und Bodenverhältnisse angepasste wildwachsende Pflanzenarten wie die Sand-Segge oder das Silbergras entwickelt. Weil sie mit dem ständigen Mangel an Wasser und mit wenigen Nährstoffen auskommen, gelten diese Pflanzen als regelrechte „Hungerkünstler“.

Neben Dünen-Sandlaufkäfern und Bombardierkäfern sind hier auch Heuschrecken, Zikaden, Spinnen, Wespen und Wildbienen zu finden. „Mit etwas Glück kann man auch eine Blindschleiche beim Sonnen beobachten“, berichtet Michael Engels. Außerdem beheimatet das Bahndammgelände gefährdete Schmetterlingsarten. Unter ihnen sind zum Beispiel der Silbrige Perlmuttfalter oder der Hauhechel-Bläuling.

Saatgutmischung für Zuhause und weitere Infos

Wer selber etwas für die Arten- und Pflanzenvielfalt tun möchte und Interesse hat, auch in seinem Garten oder auf seinem Balkon eine faszinierende Flora anzusäen, kann sich auf Anfrage beim Umwelttelefon der Stadt Oldenburg (0441 235-2777) die Saatgutmischung „Veitshöchheimer Bienenweide“ sichern.  

Weitere Informationen gibt es auf der Website des virtuellen Info-Lehrpfads »

Zuletzt geändert am 24. Januar 2024