Städtische Patenschaften
Patenschaft mit Leobschütz
Am 24. August 1951 beschloss der Rat der Stadt Oldenburg unter Vorsitz von Oberbürgermeister Gustav Lienemann, eine Patenschaft mit der Stadt Leobschütz aufzunehmen. Auslöser war eine Anregung des Verbandes der Ostvertriebenen und der schlesischen Landsmannschaften. Ziel der Patenschaft war es damals, den aus ihrer Heimat vertriebenen Leobschützern eine Stätte zu sein, in der sie ihr Brauchtum und ihre Kultur pflegen und hüten können. Die Stadt Oldenburg hatte in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg über 42.000 Flüchtlinge und Vertriebene aufgenommen, die hier eine neue Heimat gefunden haben. Die Schlesier stellten den größten Anteil der Vertriebenen dar. Allein über 1.700 Vertriebene kamen aus Leobschütz.
Die Patenschaftsurkunde wurde im Rahmen des zweiten Leobschützer Heimattreffens in Oldenburg am 13. Juli 1952 im Oldenburger Rathaussaal durch Oberbürgermeister Lienemann überreicht und von Franz Litzka, dem Sprecher und Vertreter der Leobschützer, entgegengenommen. Es war der sechste Jahrestag, seit dem die letzten Bewohner Leobschütz verlassen mussten. Einige Wochen später wurde in Oldenburg eine „Leobschützer Straße“ benannt, eine mit Wohnblocks für Vertriebene neu bebaute Querstraße des Trommelwegs in Donnerschwee.
Leobschützer Gedenkstein
Am 22. September 1957 enthüllte in den Parkanlagen gegenüber dem ehemaligen Peter-Friedrich-Ludwig Hospitals in der Peterstraße Oberstadtdirektor Eilers den „Leobschützer Gedenkstein“. Der Gedenkstein ist ein Patengeschenk der Stadt Oldenburg an die Leobschützer und trägt den Text: „Unvergessene deutsche Stadt im Osten – Leobschütz“. Begleitet sind die Worte von der Jahreszahl „1945“ und dem Leobschützer Stadtwappen. Außerdem sind die Namen der Vertreibungsgebiete auf die Rückseite des Gedenksteines geprägt.
Leobschützer Rathausglocke
Im Jahr 1968 wurde die Leobschützer Rathausglocke in die Obhut der Stadt Oldenburg gegeben. Die Rathausglocke war im Krieg nicht eingeschmolzen, sondern auf den Hamburger Glockenfriedhof gebracht worden. 1951 wurde sie nach Bad Mergentheim überführt. Das Caritaskrankenhaus Bad Mergentheim benötigte damals eine Glocke für seine Krankenhauskapelle. Nachdem die Stadt Oldenburg die Patenschaft für Leobschütz übernommen hatte und nach Fotos und Erinnerungsstücken suchte, kam der Hinweis auf diese Glocke. Am 1. August 1968 wurde zwischen der Stadt Oldenburg und Bad Mergentheim ein Vertrag geschlossen und die Glocke im Oktober 1968 nach Oldenburg überführt, wo sie auf einem Betonsockel im Garten des Oldenburger Stadtmuseums ruhte.
Am 5. September 2009 fand die Glocke nach über 60 Jahren den Weg zurück ins heutige Polen: Stadtrat Martin Schumacher übergab sie an Jan Krówka, Bürgermeister von Glubczyce, dem ehemaligen Leobschütz. Mit der Rückführung der Glocke soll ein Zeichen der Versöhnung gesetzt werden und die Beziehungen der Vertriebenen aus dem ehemaligen Leobschütz mit den heutigen Bewohnern von Glubczyce sollen verbessert und gestärkt werden.
Leobschützer Heimattreffen
Hauptinhalte der Patenschaft waren die in regelmäßigen Abständen durchgeführten „Leobschützer Heimattreffen“ in Oldenburg. Hier trafen sich seit 1951 im dreijährigen Rhythmus die über das ganze Bundesgebiet verteilt lebenden Leobschützer in Oldenburg. Das letzte Leobschützer Heimattreffen fand am 19. und 20. August 2000 in Oldenburg statt. Die Teilnehmerzahl der aus Leobschütz Vertriebenen am Heimattreffen war in den letzten Jahren rückläufig, da im Verlauf der Zeit viele Betroffene verstorben sind.
Heimatstube
Ein weiterer Schwerpunkt der Patenschaft war die Einrichtung einer Heimatstube. In der Patenschaftsurkunde vom 13. Juli 1952 heißt es, „Die Stadt Oldenburg will den aus ihrer Heimat vertriebenen Leobschützern eine Stätte sein, in der sie ihr Brauchtum und ihre Kultur pflegen und hüten können.“ Alte Adressbücher, Schriftgut, Fotos, Gebrauchsgegenstände und vieles mehr wurde zusammengetragen, um es als aufschlussreiche Sammlung der Nachwelt zu erhalten. Im November 1992 beschloss der Leobschützer Heimatausschuss, die „Heimatstube“ in Oldenburg aufzugeben und die Exponate wurden in die „Heimatstube des Kreises Leobschütz“ in Eschershausen, Kreis Holzminden, integriert.
Kontakte mit der Stadt Leobschütz bestehen seitens der Stadt Oldenburg nicht, sondern nur zu den ehemaligen Bürgerinnen und Bürgern, die über das gesamte Bundesgebiet verstreut leben. Die Kontaktpflege besteht über den Heimatausschuss Leobschütz, dessen Vorsitz sich in Stuttgart befindet.
Über die Stadt Leobschütz (Glubczyce)
Die Stadt Leobschütz liegt in Oberschlesien in der heutigen Republik Polen. Leobschütz erhielt 1187 deutsches Stadtrecht. Zum Ende des zweiten Weltkriegs flüchteten die meisten Leobschützerinnen und -schützer in den westlichen Teil Deutschlands. Die dort Verbliebenen wurden 1945/46 vertrieben. Die Stadt Leobschütz wurde in Glubczyce umbenannt.
Zuletzt geändert am 4. November 2024