MOIN: WISSENSCHAFT

Fortsetzung 2

■ Zurück in die Marie-Curie-Straße. Das TGO bildet gemeinsam mit den Forschungszentren „Neurosensorik“ und „Sicherheitskritische Systeme“ sowie dem WindLab am Küpkersweg den Abschluss der sogenannten Wissenschaftsachse, die sich entlang der Ammerländer Heerstraße zieht. Nur ein Katzensprung ist es hinüber zum Technologiepark Oldenburg. Hier nimmt die Vision vom „Silicon Wechloy“ langsam Gestalt an. Einen Teil der Flächen hat die Stadt für Erweiterungsbauten der Uni-Medizin verkauft, ein anderer wird von dem 2017 als institutionelle Kooperation zwischen der Universität Oldenburg und dem Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven gegründeten Helmholtz-Institut für Funktionelle Marine Biodiversität genutzt.

Wer sich von Wechloy aus Richtung Innenstadt bewegt, kommt vorbei am Universitätsstandort Haarentor und den Berufsbildenden Schulen und erblickt kurz nach dem Westkreuz die Gebäude der Jade Hochschule. Als eine der jüngsten Hochschulen Deutschlands zeichnet sie sich in der Forschung durch einen hohen Praxisbezug und einen engen Kontakt zur Wirtschaft aus. Mit ihrem in Oldenburg angesiedelten Baufachbereich, ihrem maritimen Schwerpunkt und ihren ingenieur- und wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen sowie mit denen aus dem Bereich der Gesundheitstechnologie steht die Jade Hochschule für ein innovatives Fächerangebot und neue Wege in der Lehre. Neben der Universität wurde sie 2017 als einzige in Niedersachsen als „Innovative Hochschule“ mit Fördergeldern in Millionenhöhe ausgezeichnet.

Bundesweite Aufmerksamkeit gewinnt die Jade Hochschule durch das jährliche „Oldenburger Rohrleitungsforum“. Veranstaltet vom Institut für Rohrleitungsbau (iro) wendet sich die zweitägige Fachtagung vorrangig an die Baubranche. War man bei der Premiere 1987 mit zwölf Referenten und zehn Ausstellern in einem der Hörsäle noch weitgehend unter sich geblieben, nahmen 2024 bereits 120 Rednerinnen und Redner sowie 465 Ausstellende in den Weser-Ems-Hallen an dem Branchentreff teil.

■ Hinter der Jade Hochschule zweigt die Wissenschaftsachse nach Norden ab. Vorbei am Evangelischen Krankenhaus, einer der Universitätskliniken, führt sie auf das Gelände der „Alten Fleiwa“. Man liegt nicht falsch mit der Behauptung, dass sich hier die Keimzelle der Oldenburger IT-Branche befindet. Das im Sommer 1991 als erstes An-Institut der Universität gegründete OFFIS-Institut hatte sich hier wenig später niedergelassen und damit den Startschuss für das sich am dynamischsten entwickelnde Stadtquartier abgefeuert.

Auch bei OFFIS wird der Wissenstransfer aus der Forschung in die Wirtschaft großgeschrieben. Vier Forschungs- und Entwicklungsbereiche spielen die zentrale Rolle: Energie, Gesellschaft, Gesundheit und Produktion. Wissenschaftliches Know-how aus der Informatik wird in Prototypen umgesetzt, die anschließend von Wirtschaftspartnern zu marktfähigen Produkten weiterentwickelt werden können. Damit leistet OFFIS für Unternehmen und Institutionen Forschung und prototypische Entwicklungsarbeit. Und das auf höchstem internationalen Niveau.

OFFIS nimmt für sich in Anspruch, als „Center of Excellence“ Industrien und Institutionen in aller Welt zu bedienen. Zugleich versteht man sich als regionaler Innovationsmotor, durch den Wissen vor Ort bleibt und neue zukunftsfähige Arbeitsplätze für den Nordwesten geschaffen werden. Dazu wird ein weiteres Großprojekt beitragen: Gemeinsam mit der Universität, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz ist geplant, das rund 17 Hektar große Areal um die „Alte Fleiwa“ zum „Innovationsquartier Oldenburg“ (IQON) auszubauen, einem zukunftsweisenden Standort von Forschung, Wirtschaft und Wissenschaft.

■ Es zeigt sich also einmal mehr: Wissenschaft ist eine treibende Kraft in der Entwicklung Oldenburgs. Es ist davon auszugehen, dass sich daran nichts ändern wird. Niemand in der Stadt will die Uhren zurückdrehen. Zufriedene Gemütlichkeit war gestern. Eher sogar vorgestern.

Um aber noch einmal zum Anfang zurückzukehren: Das seinerzeit für kurze Zeit installierte und dann verschwundene Namensschild tauchte trotz intensiver Nachforschungen nie wieder auf. Die Universität jedoch, auf deren Start es symbolisch hinweisen sollte, ist geblieben. Und mit ihr ein neuer Geist in der Stadt, viel frischer Wind und oft auch eine ordentliche Dosis kreativer Unruhe – aber immer eine Gewissheit: Oldenburg lebt.

Über das abhanden gekommene Schild sprach im Übrigen bald kaum noch jemand. Nur wenige Monate später brachten Studierende am blauen Turm des Allgemeinen Verfügungszentrums den Schriftzug „Carl von Ossietzky Universität“ an. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Zuletzt geändert am 27. Februar 2025