MOIN: WISSENSCHAFT

Wie Wissenschaft das Bild Oldenburgs prägt

■ Universität Oldenburg – stolz prangten die beiden handgemalten Worte auf dem improvisierten Holzschild. Euphorisierte Personalräte der damaligen Pädagogischen Hochschule hatten es in der Nacht zum 1. Dezember 1973 an einem Gebäude an der Ammerländer Heerstraße angebracht. Endlich sollte ihr Traum wahr werden. Doch dann das: Schon am nächsten Morgen war das Brett spurlos verschwunden. 

Kein Zweifel: Die Vorfreude der Personalräte war begründet. Tatsächlich allerdings nahm die Universität Oldenburg erst vier Tage später nach rund 15 Jahre andauernden Bemühungen und einer abschließenden Sitzung des Gründungsausschusses ihren regulären Betrieb auf. Bis dahin hatte es neben der Pädagogischen Hochschule bereits die Fachhochschule Oldenburg gegeben, aus der 2009 die Jade Hochschule mit ihren drei Standorten in Oldenburg, Wilhelmshaven und Elsfleth hervorgehen sollte.

Der Start der Universität jährte sich Ende 2023 zum 50. Mal. Das Jubiläum wurde gebührend gefeiert und mit der Stadt Oldenburg bei dieser Gelegenheit ein neues Kooperationsabkommen unterzeichnet. Längst hat sich die Universität – anfänglicher Skepsis und nicht wenigen Schwierigkeiten zum Trotz – in Oldenburg etabliert. Sie trägt stolz den Namen des Friedensnobelpreisträgers Carl von Ossietzky und orientiert sich in ihrem Handeln an seinem Denken und Wirken. 

Aus der Huntestadt sind die beiden Hochschulen und das Thema Wissenschaft nicht mehr wegzudenken. Sie haben sie seit Jahrzehnten belebt und angetrieben, entwickelt und ihr eine neue Basis verschafft. Mehr noch: Durch sie wurde Oldenburg zu einer anderen Stadt, als sie es zuvor gewesen war. Wo einst eine gewisse zufriedene Gemütlichkeit herrschte, ist mehr denn je innovatives und zukunftsorientiertes Denken und Handeln gefragt. Und Wissenschaft ist im Stadtbild präsent. Mit dem OFFIS-Institut, mit dem „Haus des Hörens“, auch mit dem „Schlauen Haus“ am Schloss etwa, das von Universität und Jade Hochschule gemeinsam betrieben wird.

■ Oldenburgs Universität ist keine Hochschule von der Stange. Forschung und Lehre verkommen nicht zum Selbstzweck. Stattdessen zeigt sie sich mit ihren Schwerpunkten praxisbezogen und lebensnah. Beinahe legendär ist das Gespür für Zukunftsthemen. Schon 1980 stand mit dem ersten Spatenstich für das Energielabor das Thema „Alternative Energiequellen“ auf der Tagesordnung. Und bereits 1984 – Jahre bevor erste Personal Computer in den Büros Einzug hielten – wurde das Lehrangebot um den Studiengang Informatik erweitert.

Mit dem Sonderforschungsbereich „Hörakustik“ hat sich Oldenburg zudem einen Eintrag auf der Karte der Exzellenzcluster gesichert. Im Verbund mit der Medizinischen Hochschule Hannover und der Leibniz Uni Hannover wird in dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt „Hearing4all“ Spitzenforschung betrieben. Partnerin des Exzellenzclusters ist auch die Jade Hochschule. Sie bietet unter anderem einen Studiengang „Hörtechnik und Audiologie“ an.

Gemeinsames Ziel ist, das Leben von Menschen mit Hörbeeinträchtigungen – allein in Deutschland sind das rund 15 Millionen – nachhaltig mit individuell auf sie zugeschnittenen Lösungen zu verbessern. Forscherinnen und Forscher arbeiten dabei eng mit der Hörgeräte-Industrie zusammen. So werden aus Ideen Produkte. Die Aussage, dass in 80 Prozent aller Hörgeräte ein Stück Oldenburg stecke, hat sich zum geflügelten Wort entwickelt.

■ Wenig verwunderlich ist es angesichts der Nähe zur Nordseeküste, dass sich Oldenburger Forscherinnen und Forscher in der Meeresforschung profilieren können. Das Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) wurde bereits 1987 gegründet. Es ist das bislang einzige universitäre Institut in Niedersachsen, das sowohl in der Forschung als auch in der Lehre breite Bereiche der Meereswissenschaften abdeckt. Im Zentrum der Aktivitäten stehen marine Stoffkreisläufe und Energieflüsse im Wasser und Sediment und an Grenzflächen zwischen Lebensräumen und Wasserkörpern, sowie die funktionelle Rolle mariner Biodiversität.

Dazu passend hat Oldenburg im Verbund mit der Universität Bremen einen Antrag für die zweite Wettbewerbsrunde der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder eingereicht. Dabei geht es zum einen um die Fortsetzung des Exzellenzclusters „Der Ozeanboden – unerforschte Schnittstelle der Erde (Ocean Floor)“, das bisher von Bremer Forschenden geleitet wurde. Zum anderen steht auch das Projekt „NaviSense“ auf dem Prüfstand. Es beschäftigt sich mit den Navigationsfähigkeiten von Tieren.

Nach oben

Zuletzt geändert am 26. Februar 2025