Newsletter 8/24: Interview mit Norbert Egdorf

Im Rahmen des 7. Festivals der Illustratoren gaben Kreative bei einer „Live-Impro-Illustration für die Wirtschaft“ Einblicke in ihr Handwerk. Im Interview berichtet Festival-Organisator Norbert Egdorf von den Möglichkeiten, die Illustrationen für Unternehmen bereithalten.

Sie bietet kreative Freiheit und stilistische Vielfalt. Sie trägt dabei stets eine individuelle Handschrift, kann abstrahieren, die Realität verzerren oder das Unmögliche abbilden – und unterliegt dabei dennoch zu jeder Zeit der kompletten Kontrolle ihres Urhebers. Er kann sie vollständig aus seiner Fantasie heraus erschaffen.

Zunächst sollten intern der Zweck einer Illustration und der gewünschte  Stil geklärt werden. Sind diese Fragen beantwortet, kann man gezielt in den Dialog mit jenen Illustratorinnen und Illustratoren treten, deren Portfolios und Referenzen zu den Vorstellungen des Unternehmens passen. Die Basis für eine gelungene Zusammenarbeit bilden in jedem Fall ein klares Briefing und offene Feedbackrunden im Gestaltungsprozess. Nur so kann eine Illustration entstehen, die auf den Punkt funktioniert. Sie lässt sich keineswegs aus dem Ärmel schütteln.

Sie kommuniziert eine klare Botschaft und kann für sich stehen. Das heißt aber nicht, dass sie technisch in Perfektion ausgeführt sein muss. Ich bin ein großer Freund der „alten Schule“, erarbeite meine Skizzen gern mit traditionellen Werkzeugen und betone damit die Haptik und Einzigartigkeit. Durch einen zusätzlichen Strich hier und da, eine Unregelmäßigkeit, wie sie nur von Hand erschaffen werden kann, erhält eine Illustration erst ihre Lebendigkeit. Darüber hinaus sollte eine gute Illustration eine durchdachte Komposition haben, passende Farben und Stile verwenden, kreativ und emotional ansprechend sein und handwerklich gut ausgeführt werden, um in verschiedenen Kontexten wirksam zu sein.

KI-gestützte Tools können den Illustrationsprozess beschleunigen, indem sie das Erstellen von Entwürfen, das Farbmanagement oder die Erstellung von Variationen automatisieren. Dies kann den Zeitaufwand erheblich reduzieren. Zugleich werden KI-gestützte Illustrationen aber oft als weniger tiefgründig oder emotional empfunden, da sie auf Algorithmen basieren und nicht die menschliche Intuition und emotionale Tiefe vermitteln wie Arbeiten von echten Künstlern. Hinzu kommt, dass KI-Systeme, insbesondere solche, die auf maschinellem Lernen basieren, große Mengen an Daten benötigen, um zu arbeiten. Diese können aus einer Vielzahl von Quellen stammen, einschließlich urheberrechtlich geschützter Kunstwerke. Der KI wird also nicht zu Unrecht der „größte Diebstahl unserer Zeit“ nachgesagt. Denn letztlich nutzen KI-Technologien bestehende kreative Arbeiten und geistiges Eigentum und kopieren dieses.