Erinnerungszeichen
Krogmann: „Antisemitismus hat in Oldenburg keinen Platz“
Empfang von Martin Goldsmith und Einweihung von Erinnerungszeichen
Ein denkwürdiger Tag für die jüdische Oldenburger Familie Goldschmidt: Am Montag, 15. November 2021, ist das erste Erinnerungszeichen für Opfer der NS-Verbrechen vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie in der Gartenstraße 34 eingeweiht worden. Im Beisein von Martin Goldsmith, Enkel des Oldenburgers Alex Goldschmidt, fand zuvor im Alten Rathaus ein Empfang mit Oberbürgermeister Jürgen Krogmann sowie Dietmar Schütz, dem Vorsitzenden der Oldenburger Bürgerstiftung und Oberbürgermeister a.D., statt. Dabei trug sich der Amerikaner ins Gästebuch der Stadt ein. Stadtrat Thomas Lechner nahm in Vertretung von Oberbürgermeister Dieter Reiter für die Landeshauptstadt München an der Veranstaltung teil. München war bundesweit die erste Stadt, die diese Erinnerungszeichen entwickelte und seit 2018 aufstellt.
„Goldsmith Foyer“ im Staatstheater
Bereits im Jahr 2020 hätte Goldsmith die Stadt anlässlich der deutschen Erstaufführung des Films „Winterreise“ besuchen sollen, für den Goldsmith mit der in einem Buch veröffentlichten Spurensuche nach seinen Vorfahren die Grundlage lieferte. Der Besuch musste coronabedingt jedoch ausfallen. Doch dafür wurde der Aufenthalt Goldsmiths im November 2021 mit einem weiteren Höhepunkt verknüpft: Der feierlichen Einweihung des Foyers des Oldenburgischen Staatstheaters, das seit dem 17. November 2021 offiziell den Namen „Goldsmith Foyer“ trägt. Dies sei, so Oberbürgermeister Jürgen Krogmann, „eine großartige Idee und ein wichtiges Signal für Oldenburg“, das er sehr begrüße. In seiner Rede betonte er: „Den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt und mir ganz persönlich ist das Gedenken an die Gewaltverbrechen während der NS-Diktatur und an das Leid der Opfer sehr wichtig. Dafür setzen wir uns vehement und ohne jeden Zweifel ein. Antisemitismus hat in Oldenburg keinen Platz, egal in welcher Form. Das soll auch künftig so bleiben.“
Über die Familie Goldschmidt
Alex Goldschmidt wurde 1879 in Sachsenhagen geboren und starb in Auschwitz. Der Kaufmann führte seit 1911 in der Oldenburger Innenstadt ein renommiertes Modegeschäft. Zwischen 1914 und 1918 kämpfte er im 1. Weltkrieg. 1938 wurde er erstmals verhaftet und kam im August 1942 ins KZ Auschwitz, von wo er nie wieder zurückkehrte. Sohn Günther spielte von 1934 bis 1941 als Flötist im Orchester des Jüdischen Kulturbundes, bevor er in die USA fliehen konnte. Dort erblickte sein Sohn Martin Goldsmith 1952 das Licht der Welt.
Über den Film „Winterreise“
Der Film „Winterreise“, übrigens der letzte Film mit Schauspieler Bruno Ganz, erzählt die Überlebensgeschichte eines jüdischen Musikers in Nazideutschland – und genau dieser junge Flötist war Günther Goldschmidt, der Vater von Martin Goldsmith. Die Buchvorlage für die Verfilmung lieferte Martin Goldsmith mit „Die unauslöschliche Symphonie – Musik und Liebe im Schatten des Dritten Reichs“ selbst. Verfilmt wurde die deutsch-jüdische Geschichte von dem dänischen Dokumentarfilmer Anders Østergaard. Der Film wurde im Großen Haus des Staatstheaters im Beisein von Goldsmith gezeigt, im Anschluss sprach er mit Schülerinnen und Schülern über das Leben seiner Familie.
Über die Erinnerungszeichen
In Oldenburg werden die Erinnerungszeichen von der Stadt und der Oldenburger Bürgerstiftung in enger Zusammenarbeit mit Werkstattfilm errichtet.
Informationen zu den Erinnerungszeichen erhalten Sie auch auf den Internetseiten der Bürgerstiftung Oldenburg »
Zuletzt geändert am 4. November 2024