Erinnerungszeichen am Friedhofsweg
Erinnerung an NS-Verfolgung von Sinti und Roma
Die Namensstele am Friedhofsweg/Ecke Jägerstraße
In Oldenburg gab es bereits sehr früh erste Gedenkzeichen, die an die NS-Verfolgung von Sinti und Roma erinnern. An der Ecke des heutigen Friedhofswegs/Jägerstraße wurde am 24. November 1989 ein Mahnmal eingeweiht. Die Inschrift lautet: „Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Oldenburg gedenken der 74 Sinti-Opfer aus der Stadt Oldenburg und Umgebung, die zum größten Teil auf dem Gelände des Ziegelhofes am Friedhofsweg wohnten und zwischen 1938 und 1945 von dort deportiert und im nationalsozialistischen Holocaust in Auschwitz, Birkenau und anderswo ermordet wurden.“ Die Inschrift ist sowohl zeitlich (1938 bis 1945) als auch räumlich (Stadt Oldenburg und Umgebung) weit gefasst, so dass sowohl die Opfer der Deportation aus Oldenburg vom Mai 1940 als auch diejenigen aus Edewecht mit eingeschlossen sein könnten. Das Mahnmal wurde von dem Oldenburger Bildhauer Eckhart Grenzer geschaffen.
Entstehung des Mahnmals
Zur Entstehung des Mahnmals siehe auch die Publikation des Oldenburger Historikers Günter Heuzeroth zu „‚30 Jahre Gedenkstein’. Dokumentation des Verlaufs zur Errichtung der Gedenkstätten für die Opfer der Sinti während der nationalsozialistischen Diktatur in Oldenburg“, ohne Jahresangabe (vermutlich 2019), ohne Ortsangabe. Auch der Artikel „Internationaler Holocaust-Gedenktag – 30 Jahre Gedenkstein“ nimmt in der Veröffentlichung „Newess“ (Verein Freundeskreis für Sinti und Roma in Oldenburg e.V.) März 2019, auf Seite 16 Bezug zur Geschichte des Gedenksteins.
Das Gedenkobjekt geht zurück auf die Bürgerinitiative „Sinti in Oldenburg“. Sie hatte sich im Herbst 1988 auch unter Mitwirkung des Oldenburger Autors Günter Heuzeroth mit dem Ziel gegründet, einen Gedenkstein zu errichten. Am 27. Oktober 1988 stellte die Initiative einen entsprechenden Antrag über den damaligen Bürgermeister Horst Milde an den Verwaltungsausschuss. Verknüpft war der Antrag mit der Forderung, eine Straße nach der Oldenburger Familie Mechau zu benennen. Am 24. November 1989 wurde das Mahnmal und am 20. Mai 1992 die Straße eingeweiht.
Namenslesungen
Am 27. Januar 2024 wurden zum ersten Mal die Namen der im Raum Oldenburg deportierten – nicht allein die der ermordeten – Sinti und Roma öffentlich vorgelesen. Ort dieser Lesung war die Oldenburger Auferstehungskirche am Friedhofsweg 75. Vorgetragen wurden die Namen von Regine Albrecht, Siegrid Petrahn, Ralf Lorenzen und Dr. Hans Hesse, Mitgliedern des Bremer „Arbeitskreises Erinnern an den März 1943“, der diese Namenslesungen seit 2019 jedes Jahr Anfang März in Bremen im Kulturzentrum Schlachthof, dem Deportationsort aus dem Bremer Kriminalpolizeileitstellengebiet, und in Kombination mit weiteren Veranstaltungen als festen Programmpunkt durchführt.
Erst die Erkenntnisse aus Forschungen der letzten Jahre ermöglichten diese Namenslesungen. Die neuesten Forschungsergebnisse sind in einem Aufsatz von Hans Hesse veröffentlicht » (PDF, 2,6 MB, barrierefrei).
Namensstele
Als Reaktion auf diese sehr emotionale Veranstaltung regte Mennie Schwarz, der langjährige Vorsitzende des Freundeskreises der Sinti und Roma in Oldenburg e.V., an, das Mahnmal am Friedhofsweg um eine Namensstele zu ergänzen. Diese Idee wurde sowohl von der Ratsfraktion der CDU in Oldenburg als auch von den Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen aufgegriffen.
Damit war der Weg frei für einen neuen, erweiterten Gedenkort am Friedhofsweg. Aus einer bloßen Zahl der Opfer (74 Ermordete auf dem ersten Mahnmal), werden durch die namentliche Nennung alle Deportierten auf der Namensstele zu Individuen.
Werden diese Namen um Biografien erweitert, erhalten sie ein Gesicht und ihr Verfolgungsschicksal wird konkret erfahrbar. Darin liegt der tiefere Sinn dieser Namensstele.
Hier finden Sie ein Dokument mit den Namen der aus dem Weser-Ems Gebiet deportierten Sinti und Roma in den Jahren 1940 bis 1944 » (PDF, 257 KB, barrierefrei).
Biografische Skizzen
Zwei biografische Skizzen werden im Aufsatz von Hans Hesse ausführlicher geschildert:
Familie Anna und Hermann Schwarz
Die Familie Schwarz ist eine der größten Sinti-Familien im Weser-Ems-Gebiet. Friedrich, der Sohn von Anna und Hermann Schwarz, und seine Ehefrau Margot begannen eine engagierte Bürgerrechtsarbeit, die ihr Sohn Mennie Schwarz fortführte.
Familie Auguste und Otto Mechau
Nach Familie Auguste und Otto Mechau ist in Oldenburg eine Straße benannt. Die meisten Mitglieder dieser Familie wurden Opfer von Menschenversuchen in Auschwitz-Birkenau.
Zuletzt geändert am 29. Januar 2025