Neue Bäume braucht die Stadt
Zukunftsfähige und klimafeste Bäume
Achtermöhlen: „Europäische Zürgelbäume“ schließen Lücken in dezimierter Birkenreihe
In der Vergangenheit wurden in Oldenburg überwiegend heimische Baumarten wie Eichen, Birken oder Linden als Straßenbäume gepflanzt. Doch die altbekannten Bäume leiden – nicht nur in Oldenburg, sondern bundesweit ist festzustellen, dass gerade diese Arten im hochverdichteten innerstädtischen Raum zunehmend Probleme haben. „Besonders bei den Birken sind in den vergangenen Jahren erhebliche Ausfälle festzustellen“, berichtet Jorit May, Leiter des städtischen Fachdienstes Stadtgrünpflege und Friedhöfe. Die durch den Klimawandel veränderten Bedingungen machen den Bäumen zu schaffen. „Wochenlange Hitzeperioden ohne Niederschlag, in denen der Grundwasserspiegel absinkt, gefolgt von plötzlichen Starkregenereignissen vertragen die Birken kaum“, weiß May. Das Wachstum stagniert, es wird vermehrt Totholz gebildet. Dieser Prozess zieht sich über mehrere Jahre, bis der Baum letztlich abstirbt.
Auszubildende pflanzen Straßenbaum der Zukunft
Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, wird nach alternativen Baumarten gesucht, die mit dem Stadtklima besser zurechtkommen. Als ein solcher Straßenbaum der Zukunft gilt der „Europäische Zürgelbaum“ (lateinischer Name „Celtis australis“). Elf Exemplare dieser Art haben Auszubildende des Fachdienstes Stadtgrünpflege und Friedhöfe an der Straße Achtermöhlen Ende Februar 2024 gepflanzt. Die Bäume schließen die Lücken in der vorhandenen Birkenreihe, die in der Vergangenheit stark dezimiert wurde.
Über den „Europäischen Zürgelbaum“
Der „Europäische Zürgelbaum“ ist ein schnellwachsender, mittelgroßer Baum mit schirmförmiger bis runder Krone. Ihm wird eine hohe Hitze- und Trockenheitstoleranz nachgesagt. Er blüht Ende Mai. Der hohe Nektar- und Pollenwert macht ihn für Bienen, Schmetterlinge und Falter wertvoll. Die Früchte werden von Vögeln und Kleinsäugern angenommen.
Richtige Baumwahl für den „Extremstandort“ Straßenraum
„An Extremstandorten kann die Funktion wichtiger werden als die Herkunft. Dadurch ist absehbar, dass viele der bisher häufig verwendeten einheimischen Baumarten in Zukunft nur noch eine untergeordnete Rolle im urbanen Raum spielen werden“, betont Christine-Petra Schacht, Dezernentin für Bauen, Umwelt und Verkehr. „Entscheidend ist die Wahl des richtigen Baumes für die jeweiligen Standortbedingungen, damit der neu gepflanzte Baum auch die Möglichkeit hat, sich nachhaltig zu entwickeln und seine wichtigen Funktionen als Ökosystem-Dienstleister zu übernehmen“, ergänzt sie.
Durchmischung wird empfohlen
Seit Jahren laufen in Deutschland Versuche und Forschungen mit Baumarten aus dem südeuropäischen Raum, um diejenigen Arten mit der erforderlichen Stresstoleranz und Klimaeignung zu finden. Alle Empfehlungen gehen auch dahin, dass eine Durchmischung von unterschiedlichen Baumarten und -sorten im Stadtgrün erfolgen muss. Selbst Alleen sollten nicht mehr nur aus einheitlichen Arten gepflanzt werden. Ein weiteres Beispiel hierfür ist die Leuchtenburger Straße: Hier pflanzen die Auszubildenden der Stadt Oldenburg im Frühjahr 2024 sieben heimische Feldahorne als Ergänzung zu den dort vorhandenen Chinesischen Wildbirnen.
Zuletzt geändert am 8. Mai 2024