Teilkonzept Modal Split
Ergebnisse der Verkehrsbefragung „Mobilität in Städten – SrV 2023“ liegen vor
Fahrrad baut Vorsprung als Verkehrsmittel Nummer 1 aus
Wie kommen die Oldenburgerinnen und Oldenburger in ihrer Stadt von A nach B? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, hat sich die Stadt Oldenburg erstmalig an dem Projekt „Mobilität in Städten – SrV 2023“ beteiligt, in dessen Rahmen die TU Dresden bundesweite repräsentative Verkehrsbefragungen vorgenommen hat. Die Befragung richtete sich an Bürgerinnen und Bürger aus allen Bevölkerungsschichten und fand zeitgleich zwischen Februar 2023 und Januar 2024 in etwa 500 deutschen Städten und Gemeinden statt. Die anonymisierte Auswertung der erhobenen Daten für die Stadt Oldenburg liegt seit Mitte Februar 2025 vor und liefert wichtige Erkenntnisse und Grunddaten für die Mobilitätsplanung und die Verkehrspolitik.
Stadtbaurätin Christine-Petra Schacht fasst das Ergebnis für Oldenburg so zusammen: „Anders als bei der letzten Befragung vor rund 15 Jahren ist das Fahrrad nun mit großem Abstand das Verkehrsmittel Nummer 1. Das Auto belegt nicht mehr den Spitzenplatz.“ Auch der Fußverkehrsanteil sei deutlich gestiegen. „Das bestärkt uns in der Zielsetzung, weitere Verbesserungen für den Fuß- und Radverkehr zu erreichen, wie dies auch im Mobilitätsplan Oldenburg 2030 vorgesehen ist“, betont die Verkehrsdezernentin.
Technische Universität Dresden und Stadtverwaltung bedanken sich bei allen Teilnehmenden
Haushaltsbefragung zur Alltagsmobilität in Oldenburg beendet
Mit welchen Verkehrsmitteln sind die Oldenburgerinnen und Oldenburger bevorzugt unterwegs? Welche Entfernungen legen sie dabei zurück? Ist ihr Wohnort gut erreichbar, besitzen sie einen Führerschein, ein privates Auto oder ein Fahrrad? Um diese und mehr Fragen ging es einer groß anlegten Haushaltsbefragung, die seit Februar 2023 – unter anderem auch in Oldenburg – durchgeführt wurde.
Die Erforschung der alltäglichen Mobilität in Oldenburg, die von der Technischen Universität Dresden durchgeführt wurde, war Teil des Forschungsprojektes „Mobilität in Städten – SrV 2023“ ». Die Ergebnisse werden in das Teilkonzept Modal Split des Mobilitätsplans Oldenburg 2030 einfließen.
Wie sehen die wichtigsten Ergebnisse aus?
Die Abfrage der Verkehrsmittelwahl (Modal Split im Binnenverkehr) hat für die Wege innerhalb der Stadtgrenzen ergeben, dass sowohl der Radverkehrsanteil als auch der Fußverkehrsanteil in Oldenburg gegenüber den Ergebnissen der letzten vergleichbaren Erhebung aus dem Jahr 2009 zugenommen hat. Die Anteile des motorisierten Individualverkehrs (MIV) und des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) haben dagegen abgenommen.
Modal Split im Binnenverkehr der Stadt Oldenburg:
- Radverkehr 2023: 47 Prozent (2009: 43 Prozent)
- Fußverkehr 2023: 21 Prozent (2009: 9 Prozent)
- MIV 2023: 28 Prozent (2009: 43 Prozent)
- Bus 2023: 4 Prozent (2009: 5 Prozent)
Abschluss der Feldphase
Die letzten Interviews der bundesweiten Haushaltsbefragung „Mobilität in Städten – SrV 2023“ wurden im Februar 2024 durchgeführt. Zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger gaben per Telefon oder Onlinefragebogen Auskunft zu ihrer Alltagsmobilität. Durch die aktive Mitwirkung der Einwohnerinnen und Einwohner ist es gelungen, die erforderliche Personenstichprobe wie geplant zu erreichen. Dies ist in Zeiten sinkender Teilnahmebereitschaft und vielfältiger Herausforderungen im Alltag keineswegs selbstverständlich.
Daher danken die TU Dresden und die Stadt Oldenburg allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr herzlich für ihre Mitwirkung an dieser Untersuchung und die dabei aufgewendete Zeit und Mühe. Sie haben entscheidend dazu beigetragen, wichtige Grunddaten für die kommunale und regionale Verkehrsplanung sowie die Mobilitätsforschung zu aktualisieren.
An der Studie beteiligten sich deutschlandweit mehr als 270.000 Personen in über 500 Städten und Gemeinden. Die erhobenen Daten werden nun an der TU Dresden aufbereitet und wissenschaftlich ausgewertet. Erste stadtspezifische Ergebnisse sollen voraussichtlich im März 2025 vorliegen.
Verkehrsmittelwahl in Abhängigkeit vom Alter
In der altersbezogenen Betrachtung der Verkehrsmittelwahl liegt die Pkw-Nutzung nur in der Gruppe der 45- bis unter 64-Jährigen mit einem Anteil von 40,7 Prozent vorne, gefolgt von der Radnutzung mit einem Anteil von 38,7 Prozent. Ansonsten ist das Fahrrad in allen Altersgruppen das meistgenutzte Verkehrsmittel. In den beiden jüngeren Altersgruppen liegt das Rad mit deutlichem Vorsprung auf Platz eins (54,2 Prozent bei den unter 15-Jährigen sowie 49,1 Prozent bei den 15- bis unter 25-Jährigen). In zwei Altersgruppen rangiert das Fahrrad (38,7 Prozent bei den 25- bis unter 45-Jährigen sowie 36,3 Prozent bei den Menschen ab 65) mit knappem Abstand vor der Pkw-Nutzung (37,9 Prozent bei den 25- bis unter 45-Jährigen sowie 35,8 Prozent bei den Menschen ab 65). Die zu Fuß zurückgelegten Wege erreichen in der Altersgruppe 65 und älter mit 23,3 Prozent einen vergleichsweise hohen Anteil. Der ÖPNV-Anteil kommt auf seinen besten Wert (10 Prozent) bei den 15- bis unter 25-Jährigen.
Das Forschungsprojekt
Mit der Durchführung der Erhebung hatte die TU Dresden das Leipziger Institut O.trend GmbH beauftragt. Dort werden alle Daten erfasst, anonymisiert und zur Auswertung an die TU Dresden übergeben. Das als „System repräsentativer Verkehrsbefragungen“ (SrV) konzipierte Projekt wurde an der TU Dresden bereits 1972 begründet.
Weiterführende Informationen sind auf der Webseite der TU Dresden » zu finden.
Verkehrsmittelwahl in Abhängigkeit von der Wegelänge
Die Länge des zurückgelegten Weges spielt eine wichtige Rolle bei der Wahl des Verkehrsmittels. Die Strecken bis zu einem Kilometer werden zu einem überwiegenden Teil (55 Prozent) zu Fuß zurückgelegt und zu etwas über einem Drittel (36 Prozent) mit dem Fahrrad. Auf den Strecken zwischen einem bis drei Kilometern Länge erreicht der Radverkehr einen Anteil von 57 Prozent, die Autonutzung kommt hier auf einen Anteil von 25 Prozent, zu Fuß werden 15 Prozent der Wege zurückgelegt. Diese Verteilung ändert sich, wenn man die Strecken mit einer Länge zwischen drei und fünf Kilometern betrachtet: Hier sind die Fußwege weniger von Bedeutung (4 Prozent), während die Nutzung des ÖPNV (7 Prozent) allmählich sichtbarer wird. Das Fahrrad spielt mit einem Anteil von 49 Prozent auf diesen Strecken weiterhin die Hauptrolle, jedoch nimmt die Pkw-Nutzung mit steigender Wegelänge zu. Bei den Strecken zwischen fünf und zehn Kilometern erreicht die Fahrradnutzung immerhin noch einen Anteil von 39 Prozent, während das Auto für mehr als die Hälfte (53 Prozent) aller Wege in dieser Entfernungskategorie genutzt wird. Bei allen Wegen, die über eine Distanz von mehr als zehn Kilometern führen, ist das Auto schließlich mit einem Anteil von 86 Prozent der dominierende Verkehrsträger. Der ÖPNV weist in dieser Kategorie mit einem Anteil von 9 Prozent seinen höchsten Wert auf.
Stadtspezifische und stadtübergreifende Erkenntnisse
Das Projekt stellt seit 1972 regelmäßig wichtige Erkenntnisse und Grunddaten für die örtliche und regionale Verkehrsplanung bereit. Die anonymisierte Auswertung liefert neben stadtspezifischen Erkenntnissen auch stadtübergreifende Trends, die von der Verkehrsplanung zu berücksichtigen sind. Hierzu gehören auch die Mobilität von bestimmten Personengruppen, zum Beispiel Senioren oder Kinder, und die Nutzung von Sharing-Angeboten. Da die Voraussetzungen für die Mobilität individuell sehr unterschiedlich sein können, wird beispielsweise auch nach Führerscheinbesitz, Erreichbarkeit von Haltestellen und dem Zeitaufwand für die täglichen Wege gefragt. Auch Personen, die nur selten unterwegs sind, werden ausdrücklich zur Mitwirkung aufgerufen, da das Verkehrsverhalten der gesamten Wohnbevölkerung erfasst werden soll. Die Studie wendet sich an alle Schichten der Bevölkerung. Dazu wurde eine zufällige repräsentative Stichprobe aus dem Einwohnermelderegister gezogen. Die Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) werden beachtet, kontrolliert und eingehalten.
Mit Radverkehrsanteil bundesweit weit vorne
Unter den Städten, die 2023 an der Erhebung teilgenommen haben, liegt Oldenburg mit einem Radverkehrsanteil von 47 Prozent im Binnenverkehr weit vorne. Der Anteil der ÖPNV-Nutzenden ist leicht zurückgegangen, obwohl die Abfrage zur Erreichbarkeit der Haltestellen ergeben hat, dass die nächste Haltestelle der Befragten im überwiegenden Teil des Stadtgebietes innerhalb von einer bis fünf Minuten und im restlichen Teil des Stadtgebietes innerhalb von maximal elf Minuten erreicht werden kann. In der Gesamtschau weist der ÖPNV, wie schon bei der letzten Erhebung, einen eher geringeren Anteil auf. „Angesichts des über die Jahre immer weiter verbesserten Busangebots in Oldenburg sehen wir jedoch gerade auf mittleren und langen Distanzen gutes Potential für den Umstieg vom Pkw auf den Bus“, sagt Dr. Norbert Korallus, Leiter des Amtes für Klimaschutz und Mobilität.
Mobilität in Zahlen für die Stadt Oldenburg
- 2,6 Fahrräder gibt es pro Haushalt – 17,4 Prozent dieser Fahrräder haben einen Elektroantrieb.
- 1,1 Pkw gibt es pro Haushalt – 5,9 Prozent dieser Fahrzeuge haben einen Elektroantrieb.
- 17,9 Prozent der Haushalte haben keinen Pkw.
- 1,3 Personen sitzen pro Fahrt in einem Pkw.
- 3,0 Kilometer beträgt die mittlere Länge eines zurückgelegten Weges.
- 18,7 Minuten beträgt die mittlere Dauer eines zurückgelegten Weges.
- 63 Prozent der Personen sind in einer Woche multimodal, also mit mehreren Verkehrsmitteln, unterwegs.
- 3,9 Wege absolviert eine mobile Person an einem mittleren Werktag.
(Hinweis: Alle Angaben beziehen sich auf den Binnenverkehr)
Was ist SrV 2023?
Die TU Dresden führt das als „System repräsentativer Verkehrsbefragungen (SrV)“ konzipierte Projekt bereits seit 1972 durch. Die Stadt Oldenburg hat sich erstmalig beteiligt. Die SrV-Erhebung 2023 umfasste insgesamt 134 Untersuchungsräume, die sich aus fast 500 Städten, Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zusammensetzen. Dadurch ist ein Vergleich mit Städten und Gemeinden ähnlicher Größenordnung möglich. Die große Gesamtstichprobe des Projekts von mehr als 280.000 Personen ermöglicht ebenfalls, Erkenntnisse zu stadtübergreifenden Trends zu gewinnen. Die anonymisierte Auswertung der erhobenen Daten erfolgte in 2024 und liefert ein differenziertes Bild der spezifischen Mobilität für die Stadt Oldenburg.
Zuletzt geändert am 1. April 2025