Ehrenbürgerin

1928: Dr. h. c. Helene Lange

Helene Lange wurde am 9. April 1848 in Oldenburg geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie in der Achternstraße 2. Früh verlor sie beide Elternteile und ging mit 16 Jahren als Vollwaise in ein Pfarrhaus nach Süddeutschland. Dort verbrachte sie das damals übliche Pensionsjahr für höhere Töchter. Im Pfarrhaus waren häufig junge Intellektuelle zu Gast. Die lebhaften Debatten waren jedoch überwiegend den Männern vorbehalten. Zunehmend für die ungleichen Bildungschancen sensibilisiert, erfuhr die junge Frau nach Rückkehr in den großväterlichen Haushalt in Oldenburg ihr Haustöchterdasein als schwer erträglich. Ein Auslandsaufenthalt in einem französischen Pensionat und eine Erzieherinnenstelle in einem Privathaushalt in Osnabrück ermöglichten ihr autodidaktische Studien, um nach Erreichen der Volljährigkeit 1871 mit einer kleinen Erbschaft nach Berlin zu gehen. Dort legte sie 1872 ihr Lehrerinnenexamen ab.

Ihr Engagement

In der Folge engagierte sich Helene Lange für eine bessere Schul- und Berufsausbildung von Mädchen und Frauen. Sie gründete Gymnasialkurse für Mädchen und hob schließlich den Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenverein aus der Taufe. Lange wurde Mitglied verschiedener Vereine und Verbände und avancierte zu einer der wichtigsten Vertreterinnen der damaligen Frauenbewegung. Als Herausgeberin der Frauenzeitschrift „Die Frau“ und des gemeinsam mit Gertrud Bäumer editierten mehrbändigen Werks „Handbuch der Frauenbewegung“ forderte sie das Wahlrecht für Frauen und setzte sich für das Hochschulstudium sowie die Beteiligung von Frauen am öffentlichen Leben ein. Parteipolitisch engagierte sie sich in der Deutschen Demokratischen Partei und eröffnete 1919 als Alterspräsidentin die erste frei gewählte Hamburger Bürgerschaft. 1923 wurde ihr von der Universität Tübingen die Ehrendoktorwürde verliehen.

Den Kontakt zu ihrer Heimatstadt hat sie nicht abreißen lassen. Ins Goldene Buch schrieb sie 1922: „Wer tief in unserer Heimaterde verwurzelt, dem gibt sie Nährkraft für ein ganzes Leben …“ 1928 verlieh ihr die Stadt Oldenburg die Ehrenbürgerwürde. Helene Lange starb am 13. Mai 1930 in Berlin.

Heute tragen eine Schule und eine Straße ihren Namen. Seit 1995 erinnert zudem eine Büste von Udo Reimann auf dem Cäcilienplatz an die große Oldenburger Frauenrechtlerin.

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Zuletzt geändert am 24. Januar 2024