Umbenennung Edith-Russ-Haus

Rat stimmt für Umbenennung – Konsequenz aus Gutachten zur NS-Vergangenheit der Stifterin

Haus für Medienkunst – künftig ohne Edith Ruß

Künftig ohne Edith Ruß im Namen: Der Rat der Stadt Oldenburg hat die Verwaltung damit beauftragt, das Edith-Russ-Haus für Medienkunst in „Haus für Medienkunst Oldenburg“ umzubenennen. Ein entsprechender Beschluss wurde in der Sitzung am Montagabend, 24. Februar 2025, mehrheitlich gefasst. Der Name der Stifterin wird damit aufgrund einer Neubewertung ihrer NS-Vergangenheit gestrichen. Für die Umbenennung des Ausstellungshauses stimmten Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD), die Fraktionen von Grünen und SPD sowie Jens Lükermann (Volt) und Vally Finke (Gruppe für Oldenburg). CDU, FDP und BSW votierten dagegen.

NSDAP-Mitgliedschaft verschwiegen

Edith Ruß‘ (1919 bis 1993) Erbschaft war nach ihrem Tod in eine nach ihr benannte Stiftung und in den Bau des Medienkunst-Hauses geflossen. Dass sie nach 1945 ihre NSDAP-Mitgliedschaft stets geleugnet und auch im Entnazifizierungsverfahren verschwiegen hat, haben Recherchen der unabhängigen Historiker Dr. Mareike Witkowski und Dr. Joachim Tautz » ergeben. Sie haben im Auftrag der Stadt Oldenburg Ruß‘ Rolle während der Zeit des Nationalsozialismus wissenschaftlich untersucht. Für Oberbürgermeister Jürgen Krogmann stellt das nachgewiesene Verschweigen der Parteimitgliedschaft einen „Vertrauensbruch“ dar. „Wir haben die Entscheidung zur Umbenennung nicht leichtfertig getroffen“, betonte Krogmann.

Beitrag zur Stabilisierung des NS-Regimes

Witkowski und Tautz haben in ihrer Untersuchung insbesondere Artikel, die Edith Ruß als Journalistin für unterschiedliche Zeitungen im NS-Pressewesen zwischen 1939 und 1945 verfasst hatte, unter die Lupe genommen. In den Artikeln findet sich ihrer Einschätzung nach „Gedankengut, das sich als völkisch und nationalistisch einordnen lässt“. Die journalistische Arbeit von Edith Ruß charakterisieren die Historiker als einen „Beitrag zur Normalisierung und Stabilisierung des NS-Regimes – wenn auch auf einer untergeordneten Ebene“.

Ehrung nicht angemessen

Die Diskussion um die NS-Verstrickung der Namensgeberin und ihr Verhalten nach 1945 hat aus Sicht der Stadtverwaltung negative Auswirkungen auf den Betrieb des Medienkunsthauses. Die Fortführung des innovativen Programms sei auf diese Weise gefährdet. Bei Künstlerinnen und Künstlern sowie Sponsoren und Kooperationspartnern sei eine spürbare Distanz deutlich geworden. 

Mit der Benennung des 2001 eröffneten Hauses und der Anbringung des Namens Edith Ruß an der Fassade sei damals eine besondere Form der Ehrung ihrer Person erfolgt, so wie die Stifterin es sich testamentarisch gewünscht hatte. Diese Ehrung ist aus Sicht der Verwaltung aufgrund der dargelegten problematischen Haltung von Edith Ruß in Bezug auf ihre Mitgliedschaft in der NSDAP und ihre propagandistische Arbeit für nationalsozialistische Zeitungen nicht angemessen und nicht vertretbar. 

Erbe reichte für Bau nicht aus

Zu berücksichtigen ist auch, dass die an die Stadt vererbten finanziellen Mittel nicht ausgereicht haben, den testamentarisch verfügten Wunsch zur Errichtung eines Gebäudes umzusetzen. Der Bau des Gebäudekomplexes war nur möglich durch den Einsatz weiterer Finanzmittel. Das Edith-Russ-Haus für Medienkunst wurde Ende der 1990er Jahre errichtet. Die Gesamtinvestition betrug 2.017.440 Euro – aus der Erbschaft von Edith Ruß floss ein Betrag in Höhe von 1.078.837 Euro ein. Der Betrieb des Ausstellungshauses und des Gästehauses wird seit der Eröffnung durch Mittel aus dem städtischen Haushalt sichergestellt. Von 2001 bis 2023 betrugen die Gesamtausgaben 14.921.939 Euro, der städtische Zuschuss beläuft sich im selben Zeitraum auf 12.052.496 Euro. 

Informationstafel geplant

Eine Namensänderung des Hauses ist aus Sicht der Verwaltung das geeignete Mittel, um den problematischen Bezug zur Stifterin zu korrigieren und die Arbeit des Medienkunsthauses und des Gästehauses fortzuführen. Der Rat der Stadt Oldenburg hat die Verwaltung zudem damit beauftragt, auf einer Informationstafel die Geschichte des Hauses und der Person Edith Ruß zu thematisieren.

Zuletzt geändert am 3. März 2025