Carl von Ossietzky

Biografie

Carl von Ossietzky wird am 3. Oktober 1889 als Sohn des Dienstmädchens Rosalie Marie, geborene Pratzka, und des Stenografen Carl Ignatius von Ossietzky in Hamburg geboren. Die Eltern betreiben eine Milchhandlung und eine Speisewirtschaft. Nach dem frühen Tod des Vaters wächst Carl mehrere Jahre bei seiner Tante und später wieder bei seiner Mutter auf. 1904 verlässt er die Mittelschule ohne Schulabschluss. Auch der Besuch des Privatinstituts Goldmann führt zu keinem staatlichen Abschluss. Ab 1907 arbeitet er als Hilfsschreiber beim Hamburger Amtsgericht.

Carl von Ossietzkys Interessen gelten maßgeblich den politischen und kulturellen Entwicklungen der Weimarer Zeit. Regelmäßig besucht er abends und an den Wochenenden Veranstaltungen und Vorträge und beginnt, eigene kleine Texte und politische Beiträge zu schreiben. Ossietzky wird Mitglied in der Demokratischen Vereinigung, in der Deutschen Friedensgesellschaft und im Deutschen Monistenbund. Regelmäßig veröffentlicht er nun Artikel in der Zeitschrift „Das freie Volk“, schreibt für den Monistenbund und hält Vorträge zu politisch-historischen sowie literarischen Themen.

1912 lernt Carl von Ossietzky Maud Hester Lichfield-Wood, die Tochter eines britischen Offiziers, kennen, die sich aktiv in der englischen Frauenrechtsbewegung engagiert. 1913 heiraten die beiden in England. Aus dieser Ehe geht 1919 die Tochter Rosalinda hervor. 1916 wird Ossietzky als Armierungssoldat an die Westfront einberufen. Das Kriegsende im November 1918 erlebt er in der Nähe von Brüssel.

Nach seiner Rückkehr nach Hamburg kündigt Carl von Ossietzky 1919 seine Stelle bei der Justizverwaltung, um sich ganz seiner politischen und journalistischen Arbeit widmen zu können. Als leidenschaftlicher Pazifist und Anhänger der Republik wird er im Sommer 1919 für ein Jahr Generalsekretär der Deutschen Friedensgesellschaft in Berlin. Im Juli 1920 folgt seine Mitgliedschaft im Bund Neues Vaterland, der späteren Deutschen Liga für Menschenrechte. Zudem ist er Gründungsmitglied des Friedensbundes der Kriegsteilnehmer, der später die „Nie-wieder Krieg“-Bewegung initiiert und eine gleichnamige Zeitschrift herausgibt. In den folgenden Jahren arbeitet er als Journalist und Redakteur für die sozialdemokratische „Berliner Volks-Zeitung“, die linksliberale Wochenzeitung „Das Tage-Buch“ und den „Montag Morgen“. 1924 gründet er zusammen mit Karl Vetter und Berthold Jacob die Republikanische Partei und kandidiert für die Reichstagswahl. Die Partei erhält kein Mandat und löst sich nach kurzer Zeit wieder auf. Ossietzky wechselt 1926 zur Wochenzeitschrift „Die Weltbühne“, für die auch Kurt Tucholsky schreibt. Im August 1926 wird er gemeinsam mit Tucholsky und weiteren in den Vorstand der Liga für Menschenrechte gewählt.

1927 übernimmt Carl von Ossietzky die Leitung der strikt pazifistisch ausgerichteten Wochenzeitschrift „Die Weltbühne“ und avanciert zu einem der wichtigsten und scharfzüngigsten Publizisten und Kritiker in der Weimarer Republik. Aufgrund seiner antimilitaristischen Berichterstattung in den vergangenen Jahren bereits mehrfach verurteilt, muss er sich 1931 wegen seines Artikels über die geheime Aufrüstung der Reichswehr verantworten (Weltbühne-Prozess). Er wird wegen Verrats von militärischen Geheimnissen zu 18 Monaten Haft verurteilt, ein Gnadengesuch bleibt erfolglos. Im Mai 1932 tritt Ossietzky seine Haftstrafe im Gefängnis Tegel an. Aufgrund der Weihnachtsamnestie wird er im Dezember 1932 vorzeitig entlassen. Nach dem Reichstagsbrand am 28. Februar 1933 folgt die erneute Verhaftung.

Am 6. April 1933 wird Carl von Ossietzky zunächst in das Konzentrationslager Sonnenburg bei Küstrin, dann im Februar 1934 nach Esterwegen im Emsland transportiert. Durch die schweren Misshandlungen, die ihm dort zugefügt werden, ist sein Gesundheitszustand lebensbedrohlich. Im Mai 1936 wird er aufgrund der öffentlichen Aufmerksamkeit, die ihm durch die bereits 1934 gestartete internationale Nobelpreiskampagne zuteilwird, in das Berliner Staatskrankenhaus der Polizei verlegt. Formell aus der Haft entlassen, aber unter ständiger Bewachung der Polizei, begibt sich der Schwerstkranke im November 1936 in das Berliner Westend-Krankenhaus.

Im gleichen Monat erkennt ihm das Nobelkomitee rückwirkend den Friedensnobelpreis für 1935 zu. Nachdem Hermann Göring vergeblich versucht, Ossietzky die Annahme des Preises auszureden, untersagt er ihm die Ausreise nach Oslo zur Entgegennahme des Preises. 1937 weist Hitler an, dass kein Deutscher den Nobelpreis mehr entgegennehmen darf. Carl von Ossietzky, seit Dezember 1936 im Sanatorium Nordend, stirbt noch immer bewacht am 4. Mai 1938 an den Folgen der Misshandlungen.

Hinweise:
Carl von Ossietzky – Sämtliche Schriften, Oldenburger Gesamtausgabe, Rowohlt Verlag, Reinbek 1994
Eintrag zu Carl von Ossietzky bei Wikipedia »
Eintrag zu Carl von Ossietzky bei LeMO, Lebendiges Museum online »

Zuletzt geändert am 21. August 2023