Oldenburg. Seit dem Abriss des ehemaligen Finanzamtsgebäudes an der 91er-Straße bestimmt eine ungenutzte Brache das Bild im nördlichen Entree zur Innenstadt. Diese Tristesse hat bald ein Ende: Die Stadt Oldenburg hat mit dem Land Niedersachsen einen unbefristeten Pachtvertrag über die Nutzung des rund 5.700 Quadratmeter großen Grundstücks abgeschlossen. Um die Übergangszeit bis zu einer endgültigen Vermarktung und Bebauung des Geländes zu überbrücken, wird die Stadt auf dem Areal eine temporäre, öffentliche Freizeitfläche gestalten. Nach einem umfangreichen Planungsprozess und dem erfolgreichen Einwerben von Fördermitteln ist es nun soweit: Am Donnerstag, 24. April, starten die Bauarbeiten. Die Einweihung des Miniparks wird für Ende Juli angepeilt. Bereits vorab entsteht auf einem Teil des ehemaligen Finanzamtsparkplatzes ein Standort der diesjährigen Stadtgärten, die am 10. Mai eröffnet werden. Für die Herrichtung dieses Stadtgartens beginnen die vorbereitenden Arbeiten am Dienstag, 22. April.
„Durch die Lage an der Heiligengeiststraße als Verbindung zwischen Pferdemarkt und Innenstadt stellt die Fläche einen wichtigen Teil des nördlichen Eingangstors zur Innenstadt dar. Um diesen Bereich aufzuwerten und für alle Menschen generationsübergreifend nutzbar zu machen, wollen wir einen attraktiven Bewegungs- und Begegnungsort mit viel Grün schaffen“, sagt Stadtbaurätin Christine-Petra Schacht. „Unser Konzept sieht die Anlage eines multifunktionalen Stadtraumes vor, der einen Mix aus aktiver Freizeitgestaltung, gesellschaftlichem Miteinander und kulturellem Leben ermöglicht.“
Projektidee füllt Lücke
In der Oldenburger Innenstadt gibt es nur wenige öffentliche Räume, die sowohl über Grünelemente als auch über Bewegungs- und Erholungsmöglichkeiten verfügen. Die Fläche an der 91er-Straße bietet optimale Bedingungen, um ein möglichst ganzjährig verfügbares Freizeitareal entstehen zu lassen. Vor diesem Hintergrund ist in enger Zusammenarbeit mehrerer Fachdienste der Stadtverwaltung die Projektidee für die Zwischennutzung des ehemaligen Finanzamtsgeländes entstanden. Beteiligt sind der Fachdienst Stadterneuerung und Stadtgestaltung, der Fachdienst Stadtgrün - Planung und Neubau sowie das Amt für Kultur, Museen und Sport und die Wirtschaftsförderung.
Strandgefühle mit Sand und Holzsteg
Das neu gestaltete Areal wird durch verschiedene Elemente gegliedert: Eine zentrale, großzügige Sandfläche transportiert Strandgefühle in den Minipark und lädt Jung und Alt zu unterschiedlichsten Aktivitäten ein. Das Angebot wird durch eine sogenannte „SportBox“ erweitert, die Sportequipment zum Ausleihen enthält. Die vorhandenen Bodenbelagsflächen werden weitestgehend wie im Bestand belassen und in Teilen durch Fußwege sowie einen Holzsteg ergänzt. Damit ist die gesamte Freizeitfläche zudem barrierefrei zugänglich und bietet unterschiedliche Sitzgelegenheiten zum Verweilen.
Bunter Rahmen durch Blühwiesen
Unter dem Motto „Mehr Grün in der Stadt“ gibt ein Band aus Blühwiesen dem Park einen bunten Rahmen. Auch werden einige der vorhandenen Gehölze erhalten und durch weitere Pflanzungen von Gehölzen und Stauden ergänzt. Damit soll ein Beitrag zur Förderung der Biodiversität in der Innenstadt geleistet werden. An die Blühwiese angrenzend bietet zudem eine Rasenfläche zusätzlichen Raum zur freien Nutzung. Der Park wird durch einen 1,40 Meter hohen Zaun und Hecken eingefasst und durch mehrere Tore zugänglich sein. Auch kleinere Veranstaltungen sollen hier künftig möglich sein. Eine genaue Planung wird hierzu derzeit ausgearbeitet.
Mitgärtnern beim Urban Gardening
Abgerundet wird das Angebot auf der Freizeitfläche durch einen Beitrag zu den diesjährigen Stadtgärten. Auf einer Teilfläche wird ein Garten zum Themenfeld „Urban Gardening“ eingerichtet. Hochbeete mit Kräutern und Gemüse laden zum Mitgärtnern ein. Sitzbänke und ein Holzpodest bieten Raum für Begegnungen oder stille Momente. Dieser Gemeinschaftsgarten soll über den Sommer hinaus erhalten bleiben. An welchen Orten die weiteren zehn Stadtgärten in diesem Jahr zu erleben sein werden, ist unter www.oldenburg-tourismus.de/veranstaltungen/event-tipps/stadtgaerten zusammengefasst.
Die Pflege und Instandhaltung der umgestalteten Fläche wird nach Abschluss der Bauarbeiten durch die Fachkräfte des Fachdienstes Stadtgrünpflege und Friedhöfe der Stadt Oldenburg übernommen.
Förderung durch Mittel der Europäischen Union
Die Umsetzung der Freizeitfläche an der 91er-Straße hat ein Projektvolumen in Höhe von rund 290.000 Euro. Davon werden 40 Prozent im Rahmen des Förderprogramms „Resiliente Innenstädte“ von der „NBank Niedersachsen“ in Co-Finanzierung durch die Europäische Union bezuschusst. Die verbleibenden 60 Prozent der Gesamtkosten werden von der Stadt Oldenburg als Projektträgerin übernommen. In der Projektsumme sind die Kosten für die Herstellung und auch den späteren Rückbau der Freizeitfläche enthalten. Weitere Informationen zum Förderprogramm „Resiliente Innenstädte“ gibt es auf der städtischen Website unter www.oldenburg.de/resiliente-innenstaedte.
Hintergründiges zur Fläche: Historie und Ausblick
Auf der etwa 5.700 Quadratmeter großen Brache, die zu Oldenburgs Zeiten als Garnisonsstadt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Stallungen eines Reiterregiments beherbergte, befand sich von 1975 bis 2017 das Finanzamt, das aufgrund maroder Gebäudesubstanz abgerissen werden musste. 2020 wurden die Abbrucharbeiten abgeschlossen. Das Areal liegt rund 250 Meter nördlich von der historischen Altstadt entfernt und ist Teil des Heiligengeistviertels. Das Land Niedersachsen als Eigentümerin der Fläche hat der Stadt Oldenburg ein Vorkaufsrecht eingeräumt – allerdings nur für Nutzungen, die vorwiegend dem Gemeinbedarf dienen. Verkauft werden soll erst dann, wenn ein durch Haushaltsplanungen „anfinanziertes“ Vorhaben die Grundlage dafür bietet. Daran arbeitet die Stadtverwaltung weiterhin. Bis dazu Konkretes vorliegt, greift die auf mehrere Jahre angelegte Zwischennutzung.
Online mehr erfahren
Weitere Informationen inklusive eines Übersichtsplanes sowie einer Fotostrecke zur Entwicklung des Geländes gibt es online unter www.oldenburg.de/91er-strasse ».