Oldenburg. Das Museumsjahr 2019 war im Stadtmuseum Oldenburg, im Horst-Janssen-Museum und im Edith-Russ-Haus für Medienkunst geprägt von einer großen Vielfalt an Ausstellungsthemen sowie neuen Formaten, die die Besucherinnen und Besucher zum Teil noch stärker an den Ausstellungen teilhaben ließen. Mit 54.060 Museumsgästen liegt die Besucherzahl zwar unter dem Ergebnis von 2018, als insbesondere die „Duckomenta“ und die große Kooperationsausstellung „Die Neunte Kunst“ für einen starken Besucherzuwachs sorgten. Im Vergleich zu den Vorjahren entsprechen die Zahlen allerdings etwa dem Durchschnitt. Eine teils zunehmende Bedeutung kam der Museumsvermittlung zu, da die Mitarbeiterinnen etwa bei „Kult!“ oder „Kosmos Janssen“ direkt an der Ausstellungskonzeption beteiligt waren. Auch die Anzahl der Rahmenprogramme und weiteren Vermittlungsangebote bewegt sich weiter auf hohem Niveau: So haben insgesamt 7.581 Schul- und Kindergartenkinder an den einzelnen Angeboten aller drei Häuser teilgenommen. Darüber hinaus standen rund 450 museumspädagogische Angebote für Einzelbesucherinnen und -besucher sowie 190 Veranstaltungen zu den Ausstellungen zur Auswahl.
Edith-Russ-Haus für Medienkunst
Das Edith-Russ-Haus zeigte 2019 vier Ausstellungen im eigenen Haus sowie eine sehr gut angenommene Installation im Pulverturm am Schlosswall. Unter den Ausstellungen erhielt „Red Umbrella Struggles“, die sich mit dem Thema Sexarbeit beschäftigte, die größte Aufmerksamkeit. Die neu für das Edith-Russ-Haus geschaffene Installation „The Doors“ von Zach Blas, die bis Anfang Januar 2020 in Oldenburg zu sehen war, wird von den renommierten Museen Van Abbemuseum, Eindhoven, und De Young Museum, San Francisco, übernommen. In 2019 wurden darüber hinaus zwei Publikationen veröffentlicht: „Pocket Folklore“ zur Ausstellung von Shirin Sabahi sowie „Shadow Citizens“ zum Abschluss des von der Kulturstiftung des Bundes geförderten Projektes von Želimir Žilnik.
Mit insgesamt 8.964 Besucherinnen und Besuchern konnte das Medienkunsthaus zwar nicht den Rekord aus dem Vorjahr (9.269) einstellen, bewegt sich aber nur leicht darunter. Edit Molnár und Marcel Schwierin können damit ihre erfolgreiche Bilanz fortführen, denn im Schnitt liegen die Zahlen über 50 Prozent höher als vor ihrem Amtsantritt – gute Voraussetzungen für das 20-jährige Jubiläum, das in 2020 begangen wird. Auch in der Landeshauptstadt Hannover wurden die Erfolge des Hauses gewürdigt: So hat die Stiftung Niedersachsen die Mittel für das Stipendienprogramm erhöht, sodass ab 2020 jährlich 49.000 Euro für Medienkunststipendien und die entsprechenden Ausstellungen zur Verfügung stehen. Das Land Niedersachsen fördert das Edith-Russ-Haus zudem mit 52.000 Euro, wie im Dezember bekannt wurde.
Horst-Janssen-Museum
Vier sehr unterschiedliche Ausstellungen waren in 2019 im Horst-Janssen-Museum zu sehen und konnten insgesamt 19.616 Gäste anlocken. Nach den riesenhaften Druckstöcken von Gustav Kluge hieß es ab dem Frühjahr „Natur Schöpfen“: Nach einem Konzept von Insa Winkler waren die Museumsgäste aufgerufen, selbst kreativ zu werden und die Ausstellung zum Wachsen zu bringen – ein Experiment, das aufgegangen ist, denn die Schau war mit mehr als 6.000 Besucherinnen und Besuchern die erfolgreichste im Museumsjahr 2019. Es wurden Farbpigmente aus Rotkohl gewonnen, Jeans geschreddert und in Papierbrei verwandelt und aus Galläpfeln Tinte gemacht.
Mit Jorinde Voigt war anschließend eine international bekannte Zeichnerin zu Gast: Die Ausstellung „Universal Turn“ zeigte die Entwicklung von frühen Blättern bis zu ihrer neuesten Arbeit, die direkt aus dem Berliner Atelier kam. Aus der Sicht von Museumsleiterin Dr. Jutta Moster-Hoos war dies der Höhepunkt des Ausstellungsjahres in Oldenburg, denn die Schau steht auch stellvertretend für die Entwicklung des Hauses hin zu einem Zentrum für internationale Zeichenkunst. Während der nur zweimonatigen Laufzeit konnte die Ausstellung mehr als 4.300 Besucherinnen und Besucher anziehen.
Seit November 2019 (und noch bis 22. März) liegt der Schwerpunkt wieder auf Horst Janssen: In erstmaliger Kooperation mit der Kunsthalle Emden beleuchtet das Museum den „Kosmos Janssen“. Durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Kuratorin und Museumsvermittlung wird Janssen als genialer Zeichner, virtuoser Grafiker und origineller Schriftsteller an zahlreichen Kreativ- und Hörstationen sowie in einem umfangreichen Rahmenprogramm für die Museumsgäste erlebbar. In ebenso enger Kooperation ist im vergangenen Jahr eine neue Dauerausstellung über Leben und Werk des Künstlers konzipiert worden, die im März 2020 eröffnet wird. Sie bildet damit den Auftakt und eines der Highlights zum 20-jährigen Jubiläum des Museums.
Stadtmuseum Oldenburg
Im Stadtmuseum begann und endete das Jahr 2019 mit der Stadt Oldenburg: Die Ausstellungen „Standpunkte“ und „Kult!“ zeigten die Stadt sowohl im Spiegel der Kunst als auch aus den Augen ihrer Bürgerinnen und Bürger. „Standpunkte“ versammelte neben Objekten aus der eigenen Sammlung auch Arbeiten regionaler Künstlerinnen und Künstler. Insbesondere „Kult!“ (noch bis 1. März) setzt unter anderem auf Impulse der Oldenburgerinnen und Oldenburger und bezieht die Stadtgesellschaft aktiv mit ein – ein Konzept, das bereits bei der Ausstellung „Anerkennung“ (2018/2019) erfolgreich umgesetzt wurde und das auch in 2020 sowie im neuen Stadtmuseum weiterverfolgt wird. Großen Zuspruch fand in 2019 insbesondere auch die Ausstellung „Crossover“ mit Werken von Johannes Oberthür und Edeltraut Rath sowie die Ausstellung in der Reihe „Keramik im Pulverturm“ mit Arbeiten von Jantje Almstedt. Stadtmuseum, Pulverturm und Artothek präsentierten in 2019 acht Ausstellungen und konnten insgesamt 25.480 Besucherinnen und Besucher verbuchen.
Trotz personeller Wechsel haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neben dem Ausstellungsprogramm auch das Projekt Neues Stadtmuseum vorangetrieben. Nach dem Ausscheiden von Museumsleiter Dr. Andreas von Seggern und Amtsleiterin Dr. Nicole Deufel sind die beiden Schlüsselpositionen wieder besetzt: Sowohl die neue Amtsleiterin, Christiane Cordes (seit 1. Oktober), als auch der neue Leiter des Stadtmuseums, Dr. Steffen Wiegmann (seit 16. Dezember), arbeiten mit dem Team des Stadtmuseums intensiv an der weiteren Bauplanung und der inhaltlichen Ausgestaltung. In 2020 wird das Stadtmuseum weiterhin geöffnet sein, bevor Anfang 2021 der Abriss beginnt. Auch die Planung für die Sanierung der historischen Villen wurde bereits in 2019 begonnen und wird im Zuge der Neubau-Planung weiter konkretisiert.