Oldenburg. Wie müssen sich Städte entwickeln, um zukunftsfähig zu sein? Wie sehen Stadtteile aus, die im Sinne einer Smart City-Strategie gestaltet wurden? Und wie können Unternehmen zu dieser zukunftsgerichteten Entwicklung beitragen? Um diese Fragen ging es am Donnerstag, 19. Juni, in einem Workshop von 11 bis 16 Uhr, zu dem die Wirtschaftsförderung Oldenburg mit anschließendem Unternehmertreffen ins EWE Forum Alte Fleiwa eingeladen hatte.
Das Thema „Smart City/Region“ erobert die Kommunalpolitik und die Kommunalverwaltungen. Mit ihm sollen mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität sowie wirtschaftliche und gesellschaftliche Verbesserungen in den Städten einziehen. Zugleich soll es eine Antwort auf wesentliche Herausforderungen geben, die in unseren Städten auftreten: der demografische Wandel, finanzielle und ökologische Nachhaltigkeit, soziale Inklusion und Beteiligung sowie nachhaltige ökonomische Wettbewerbsfähigkeit, das Ganze bewältigt durch den systematischen Einsatz von vernetzter Informations- und Kommunikationstechnologie.
Wo steht Oldenburg in Bezug auf das Thema Smart City? Die Stadt hat sich seit Jahren im Bereich der Nachhaltigkeit engagiert, so dass heute mit dem Integrierten Energie- und Klimaschutzkonzept (InEKK) zur Reduzierung der CO2- Emissionen, mit einem Strategieplan Mobilität und Verkehr Oldenburg2025 und mit dem Stadtentwicklungsprogramm step2025 eine gute Basis für eine Weiterentwicklung in Richtung Smart City bestehen. Die Stadt verspricht sich durch den Workshop Anregungen aus anderen Städten sowie aus Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen, nicht zuletzt auch für die Entwicklung der ehemaligen Militärfläche Fliegerhorst, auf der sich in den nächsten zehn Jahren ein neuer Stadtteil entwickeln wird.
Dass eine Smart City-Strategie notwendig und wichtig ist, weiß Referent Kristian Villadsen von Gehl Architects aus eigener Erfahrung als Bewohner Kopenhagens und aus seiner beruflichen Tätigkeit. Er unterstützt Städte wie Kopenhagen (560.000 Einwohner) – 2014 als European Green Capital augezeichnet – , aber auch New York City (8,377 Millionen Einwohner) oder die chinesische Stadt Chongqing (28,846 Millionen Einwohner) dabei, städtische Visionen zu entwickeln und diese in einen politischen, organisatorischen und strategischen Prozess und konkrete Pilotprojekte zu führen. Basis aller Aktivitäten für eine lebenswerte Stadt ist das, was für die Bewohner von Bedeutung ist: attraktiver öffentlicher Raum, verträglicher Verkehr, persönliche Sicherheit, positive Klimaaspekte sowie eine Ästhetik im Raum, konkret: städtische Qualitäten zum Gehen, Stehen, Aufhalten, Sitzen, Spielen, Erholen und fürs Miteinander.
Rüdiger Schumann von der InnovationCity Management GmbH berichtete am Beispiel der Modellstadt Bottrop, wie ein Prozess in einer Stadt organisiert werden muss, um wirkungsvoll zu sein. Als „Chefsache“ läuft das Projektmanangement mit Oberbürgermeister, Dezernenten, Amtsleitern, Wissenschaft, Industrie und Projektmanager. Ein Industriebeirat mit 62 Mitgliedern, ein Wissenschaftsbeirat mit 26 Mitgliedern und eine interministerielle Arbeitsgruppe begleiten das Vorhaben und liefern Input. Dennoch ist es eine „Energiewende von unten“, die vom Gebäude zum Quartier zur Stadt stattfindet, in einem Pilotgebiet mit 70.000 Einwohnern und 14.500 Gebäuden, davon 12.500 Wohn- und 2.000 Gewerbegebäude. Mit einem dezentralen und effizienten Energiemanagement, das Erzeugung, Verbrauch und Steuerung einschließt, entsteht in Bottrop ein „virtuelles Kraftwerk Stadt“. 200 Projekte aus den Bereichen Wohnen, Arbeiten, Energie und Mobilität sind im Masterplan und in Einzelprojekten verankert. Nicht zuletzt konnte damit das „Kohlenpott-Image“ von Bottrop hin zur Innovation City gewandelt werden.
Zum Workshop „Zukunftsorientierte, ‚smarte‘ Stadtteile“ hatten sich 70 Personen angemeldet. „Klassischerweise würde man hier vorwiegend kommunale Vertreter vermuten, tatsächlich kamen 36 Prozent aus der Wirtschaft, 38 Prozent aus wissenschaftlichen Einrichtungen und 23 Prozent aus den Kommunen“, so Ina Lehnert-Jenisch von der Wirtschaftsförderung Stadt Oldenburg. „Und das ist durchaus typisch für Smart City-Strategien, geht es doch darum, innovative Lösungen in Stadtquartieren zum Beispiel für die Bereiche Energieversorgung und
-management oder Mobilität in Verbindung mit IT zu entwickeln und anzuwenden.“
„Entsprechend haben sich zum anschließenden Unternehmertreffen Smart Regions 50 Personen angemeldet“, so Roland Hentschel, Fachdienstleiter Regionalentwicklung, Wirtschaftsförderung Stadt Oldenburg. „Es ist zu erwarten, dass damit der Anstoß für ein Unternehmernetzwerk gegeben wird.“ Beim Workshop ist neben 60 Prozent Teilnehmenden aus Oldenburg außerdem die Region mit 23 Prozent auswärtigen Teilnehmern vertreten; aus den Niederlanden kommen 16 Prozent. Grund dafür: Die Veranstaltung findet im Rahmen des EU-Projekts Smart Regions North statt, einem grenzübergreifenden Projekt der Städte Groningen (NL), Assen (NL), Bremen und Oldenburg sowie der Regio Groningen-Assen und der Metropolregion Bremen-Oldenburg e.V. Ziel ist es, das Thema Smart Regions in der Region zu verankern.
Die Veranstaltung wird von der EWE VERTRIEB GmbH Geschäftsregion Oldenburg/Varel unterstützt. Das Gesamtprojekt wird im Rahmen des INTERREG IV A-Programms Deutschland-Nederland mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE), der Niedersächsischen Staatskanzlei sowie der Provinzen Groningen, Drenthe und Friesland kofinanziert und durch das Programmmanagement bei der Ems Dollart Region begleitet. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.oldenburg.de/smart-regions. Ansprechpartnerin bei der Wirtschaftsförderung Oldenburg ist Ina Lehnert-Jenisch, Telefon 0441 235-2105, E-Mail: ina.lehnert-jenisch@stadt-oldenburg.de.