Oldenburg. Die Stadt Oldenburg, Fachdienst Internationale Beziehungen, hat Fördermittel aus dem Bundesprogramm „Nachhaltige Kommunalpartnerschaft durch Partnerschaftsprojekte“ (NaKoPa) für ein gemeinsames Projekt in der Partnerstadt East London in Höhe von 50.000 Euro eingeworben. Das Programm wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche und entwicklungspolitische Zusammenarbeit (BMZ) verwaltet und von der Bundesagentur „Engagement Global“ verwaltet.
Bei dem Projekt mit einem Gesamtvolumen von 120.000 Euro geht es um den modellhaften Umbau eines Verwaltungsgebäudes in East London in ein Energieeffizienzhaus. Das Projekt wird von Oktober 2014 bis März 2016 durchgeführt werden. Die Partnerstadt East London gibt selber 60.000 Euro dazu, 6.000 Euro Kofinanzierung kommen vom Land Niedersachsen. Das Land Niedersachsen pflegt Kooperationsbeziehungen zur Partnerregion Eastern Cape (Ostkap) seit knapp 20 Jahren. Die Stadt Oldenburg beteiligt sich mit rund 4.000 Euro. Von Oldenburger Seite werden das Bundestechnologiezentrum für Elektro- und Informationstechnik (BFE) und das EWE-Forschungszentrum Next Energy beteiligt sein.
Ziel des Projektes ist es, den Energiebedarf des öffentlichen Gebäudes, in dem das Departement for Electrific Affairs untergebracht ist, signifikant zu senken, zugleich eine Schulung für Hausmeister (facility manager) in der einzusetzenden Technik und bei Mitarbeitern im Bereich Energieeinsparung vorzunehmen und der Öffentlichkeit zum Beispiel mittels Display die Energieeinsparung zu vermitteln. Das Projekt soll Vorbildcharakter auch für die energieeffiziente Umgestaltung anderer öffentlicher Gebäude in East London und in der Provinz Eastern Cape haben. Das Departement for Electrific Affairs wurde in den 70er Jahren errichtet und beherbergt 60 Mitarbeiter inklusive einer Bibliothek.
Zunächst sollen Messstellen (smart meter) im Gebäude installiert werden, um detailliert den Energieverbrauch des Gebäudes zu ermitteln. Es sollen dann umfassende Energieeffizienzmaßnahmen und der Einsatz von regenerativen Energieerzeugungsanlagen geplant, simuliert, eingebaut und getestet werden. Hierbei sollen Solaranlagen, möglicherweise Mikro-Wind-Anlagen auf dem Dach des Gebäudes, neue energiesparende Lichtsysteme (LED) und Gebäudeautomatisierung (zum Beispiel automatisches Runterregeln von Klimaanlagen beim Verlassen der Büroräume) zum Einsatz kommen und als Gesamtsystem eingesetzt werden. Parallel sollen vor Ort Informationsmaterial für Nutzer und Besucher erstellt, Schulungsmaßnahmen für Techniker und Nutzer sowie Informationsveranstaltungen für die Regionalpolitik durchgeführt werden. Teil des Projektes werden auch Informationsveranstaltungen in Oldenburg über den Fortgang und Abschluss des Projektes sein.
Das Projekt wird noch in diesem Jahr mit einem umfassenden Fach-Workshop im November 2014 in East London starten. An diesem Workshop werden Vertreter der Stadt – das Projektmanagement wird ebenfalls aus den Fördermitteln bezahlt –, der BFE und Next Energy teilnehmen.
Oberbürgermeister Prof. Dr. Gerd Schwandner freut sich über das Projekt und die Förderung: „Die Partnerschaft mit East London hat sich innerhalb kürzester Zeit sehr dynamisch und konkret entwickelt, inzwischen auf vielen Gebieten. Kernstück ist die Energie- und Klimapartnerschaft, da können wir gemeinsam viel bewegen. Die Förderung von NaKoPa durch den Bund ist ein wichtiger Schlüssel für konkrete Ergebnisse, die Kofinanzierung durch das Land zeigt die Wertschätzung, die wir für unser beispielhaftes Engagement in Südafrika in Niedersachsen, aber inzwischen auch national und bei der Botschaft Südafrikas erhalten. Es freut mich besonders, dass mit BFE und Next Energy zwei in Südafrika anerkannte Oldenburger Spitzeneinrichtungen im Bereich Qualifizierung und Wissenschaft mit dabei sind und somit von der Partnerschaft der Städte direkt profitieren. Neben der Klimapartnerschaft, die wir im März diesen Jahres begonnen haben, ist dies nun das zweite größere Projekt innerhalb eines Jahres, das den Weg für eine langfristige Zusammenarbeit mit unseren Freunden in Südafrika ebnet.“
Bürgermeisterin Zukiswa Ncitha, Buffalo City Metropolitan Municipality (BCMM), sagt:
„BCMM im Ostkap Südafrikas ist heute stolz, gemeinsam mit der Stadt Oldenburg in Niedersachsen bekannt zu geben, dass das NaKoPa-Projekt bewilligt worden ist. Klimaveränderung ist eine globale Realität und BCMM schätzt die Partnerschaft mit Oldenburg in diesem Themenbereich sehr. Der Fokus der südafrikanischen Regierung lag bisher auf Armutsbekämpfung und Beendigung von Rassentrennung als Erbe der Apartheid und weniger auf dem Umweltschutz. Aber das Land engagiert sich nun auch im Bereich grüner Energie und grüner Wirtschaft. Die Erzeugung erneuerbarer Energien hat heute eine Schlüsselbedeutung bei der südafrikanischen Regierung erlangt. Fortschritte wurden im Bereich des Umweltschutzes und in der Umsetzung von Vorzeigebeispielen für nachhaltige Lösungen gemacht. Das Interesse von BCMM in erneuerbare Energietechnologien und -lösungen geht einher mit der Notwendigkeit, saubere Quellen für Energie mit wenig oder keiner Beanspruchung der Umwelt für die große Mehrheit der Bevölkerung bereitzustellen, die noch nicht einmal Zugang zu Energie hat und in Armut lebt.
Oldenburgs ausgeprägtes Wissen und Erfahrung zusammen mit den Partnern der Stadt, BFE und Next Energy, bietet BCMM den notwendigen Sachverstand und erstmals die Gelegenheit für die Mitarbeiter, sich mehr mit erneuerbare Energie-Lösungen zu beschäftigen, außerdem die Umsetzung des Projektes in der City in den nächsten Monaten mit zu begleiten. Das Projekt wird sich modellhaft auf Energieeffizienz-Lösungen für das ‚Beacon Bay Electricity Departement’ konzentrieren. Unsere Mitarbeiter in diesem Departement werden Erfahrungen bei der Umsetzung des Projektes sammeln und kontinuierlich nach Abschluss überwachen. Das gibt Gelegenheit, das Projekt auch bei anderen städtischen Gebäuden zu prüfen, um damit kontinuierlich den CO2-Fußabdruck der Stadt zu reduzieren. Die Tatsache, dass wir bei diesem Projekt mitmachen, ist nicht bloß Signal für den Beginn einer Städtebeziehung, sondern als Festigung unserer Partnerschaft anzusehen, die 2011 bereits zum Vorteil beider Städte initiiert wurde. Mit Bedauern sagen wir ‚Auf Wiedersehen’ zu Prof. Dr. Gerd Schwandner, der für eine weitere Amtszeit als Oberbürgermeister der Stadt Oldenburg nicht mehr zur Verfügung steht. Wir haben eine gute und herzliche Beziehung zu ihm seit Beginn der Partnerschaft gehabt. Er hat in herausragender Weise die Partnerschaft unterstützt und viele Projekte in den Jahren initiiert. Wir wurden von seiner Vision und seiner Führungskraft inspiriert. Mögen seine künftigen Vorhaben alle gut gedeihen. Wir freuen uns, mit seinem Nachfolger gemeinsam daran zu arbeiten, die Partnerschaft fortzusetzen und weiter wachsen zu lassen“.
Birgit Honé, Staatssekretärin in der Niedersächsischen Staatskanzlei, sagt: „Bereits seit 1995 besteht die erfolgreiche partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Provinz Eastern Cape und dem Land Niedersachsen. Die Niedersächsische Landesregierung begrüßt es sehr, dass hier ein Projekt zur nachhaltigen Energieversorgung entsteht. Die Zusammenarbeit und der Know-how-Transfer beim Ausbau der regenerativen Energien in unseren Partnerländern ist der Landesregierung ein wichtiges Anliegen; hier hat Niedersachsen starke Kompetenzen zu bieten. Besonders hervorzuheben ist, dass das verwaltungseigene Gebäude der East London/Buffalo City Metropolitan Municipality als Vorzeigemodell für andere öffentliche Gebäude dienen wird. Nicht zuletzt dieser Vorbildcharakter hat die Niedersächsische Landesregierung veranlasst, das Projekt mit einem Förderbeitrag aus Landesmitteln zu unterstützen.“
Dr. Benedikt Hanke, Themenfeldleiter Gebäude-Energiemanagement am EWE-Forschungszentrum Next Energy, freut sich auf die Kooperation mit der Stadt Oldenburg bei der Gestaltung der Partnerschaft mit East London: „Die geplante Sanierung eines Bürogebäudes eignet sich hervorragend, unsere Ideen zur Integration von regenerativer Energieerzeugung im Umfeld von Gebäuden zu diskutieren und zu erproben. Der kulturelle Austausch mit Südafrika fördert kreatives Denken. Somit eröffnen sich auch Wege zu neuen Konzepten für zukünftige innovative Anwendungen in Deutschland.“ Next Energy wird im NaKoPa-Projekt in enger Abstimmung mit allen Beteiligten ein Konzept für eine anteilige regenerative Energieversorgung des Bürogebäudes erarbeiten und die Umsetzung begleiten. Zudem werden die Oldenburger Energieforscher die Ergebnisse einordnen und vor dem Hintergrund der Projektziele bewerten. „Ich würde mich sehr freuen, wenn wir mit diesem Projekt die Oldenburger Partnerschaft nach East London weiter vertiefen und intensivieren könnten“, so Dr. Hanke.
Thorsten Janßen, Direktor des Bundestechnologiezentrums für Elektro- und Informationstechnik e.V. (BFE-Oldenburg), freut sich sehr über die Förderzusage von Engagement Global an die Stadt Oldenburg. „Dank der Vermittlung und Unterstützung der Stadt Oldenburg und des Landes Niedersachen betreibt das BFE-Oldenburg bereits seit 2012 eine enge Kooperation mit Partnern in East London in mehreren Projekten, im Bereich e-learning und Lernsoftware zu elektrotechnischen Themen. Beim NaKoPa-Projekt wird BFE Know-how bei der energetischen Sanierung eines größeren städtischen Gebäudes in East London einbringen und für ein solides Training des dortigen Technikpersonals sorgen. Die Zusammenarbeit hilft dem BFE auch sehr, seine Aktivitäten zu internationalisieren, um seine Kunden in Industrie und Handwerk in ihren immer globaleren Aktivitäten zunehmend international begleiten zu können.“
Weitere Informationen zum Projekt gibt es bei der Wirtschaftsförderung der Stadt Oldenburg, Fachdienstleiter Roland Hentschel, unter Telefon 0441 235-3200 oder per E-Mail an roland.hentschel@stadt-oldenburg.de.