Oldenburg. Am Sonntag, 30. Mai, eröffnet Oberbürgermeister Jürgen Krogmann um 12 Uhr im Oldenburger Schloss die Ausstellung „Le’Chaim! – Jüdisches Leben in Oldenburg #1700JahreJüdischesLebenInDeutschland“. Diese vom Kulturbüro der Stadt, der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg, dem Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte und der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg vorbereitete Ausstellung stellt verschiedene Aspekte des jüdischen Lebens in der Stadt vor und wird bis zum 4. Juli 2021 zu sehen sein. Der Direktor des Theater Laboratorium, Pavel Möller-Lück, spielt zur Eröffnung Auszüge aus seinem Stück „Der kleine Herr Winterstein“.
Die Oldenburger Ausstellung findet im Rahmen des vom Kölner Verein „321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.“ initiierten Festjahres #2021JLID statt, dessen Schirmherrschaft Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übernommen hat. Dieser bundesweite Rückblick auf 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gibt Anlass, sich zu vergegenwärtigen, welch lange und wertvolle Tradition jüdischer Kultur es in diesem Land gibt. Finanziell gefördert durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat wurden Bürgerinnen und Bürger sowie Institutionen in den deutschen Städten und Gemeinden aufgefordert, sich mit Projekten an diesem Jubiläumsjahr zu beteiligen.
Die Oldenburger Ausstellung vermittelt keinen chronologischen Überblick über die Geschichte der Jüdinnen und Juden in der Stadt, sondern setzt thematische Schwerpunkte und rückt besondere Aspekte in den Fokus. So ist die Geschichte der Familie Adolf de Beer beispielhaft dafür, dass die Jüdinnen und Juden Teil der Oldenburger Stadtgesellschaft waren und Freundschaften mit Oldenburger Bürgerinnen und Bürgern pflegten, letztlich aber dennoch auf unvorstellbare Weise ausgegrenzt, deportiert und ermordet wurden. Sie umspannt die Zeit vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten – in Oldenburg bereits 1932 – und zur Rückkehr einiger Familienmitglieder aus der Emigration nach Oldenburg in der Nachkriegszeit.
Die Jüdische Gemeinde:
Im Januar 1962 gründete sich die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Oldenburg e.V. Bis zur Neugründung der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg im August 1992 nahm sie sich der Aufgabe an, die Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Christinnen und Christen und Jüdinnen und Juden zu thematisieren und zu organisieren. Mit finanziellem und ideellem Beistand unterstützte sie die Neugründung der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg und setzt sich bis heute entschieden für das jüdische Leben in Oldenburg ein.
Auch die Stadt unterstützte die neue Jüdische Gemeinde zu Oldenburg und baute eine ehemalige Baptistenkapelle von 1867 nach den Anforderungen der Jüdischen Gemeinde zu einem Synagogengebäude um. Am 5. März 1995 wurde es der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg feierlich übergeben. Heute ist die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg ein wichtiger und selbstverständlicher Teil der Stadtgesellschaft.
Die Ausstellung:
Die Ausstellung präsentiert verschiedene Objekte aus dem Besitz der Jüdischen Gemeinde, anhand derer ein Zugang zur jüdischen Liturgie ermöglicht und der historische Ursprung sowie die Bedeutung von Schabbat und den wesentlichen jüdischen Festen erklärt wird.
Drei eigens für die Ausstellung produzierte Video-Porträts bereichern die Ausstellung durch persönliche Eindrücke: Junge Mitglieder der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg und ihre Rabbinerin Alina Treiger lassen die Besucherinnen und Besucher teilhaben an ihrem Gemeindeleben. Ein Porträt zeigt die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg und die Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Oldenburg im intensiven Gespräch über das jüdische Leben in der Stadt früher und heute und über ihre freundschaftlichen Beziehungen zueinander.
Namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben die Ausstellung mit Textbeiträgen zu unterschiedlichen Themengebieten bereichert wie Jüdinnen und Juden in der Spätantike, im Mittelalter oder der Frühen Neuzeit, in Kaiserreich und Weimarer Republik oder zum Neubeginn nach 1945 und zur Emanzipation. Das ermöglicht die Betrachtung der jüdischen Geschichte Oldenburgs im historischen Kontext von 1.700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland.
Eine Gruppe von Studierenden an der Carl von Ossietzky Universität hat ebenfalls zu verschiedenen Themenfeldern des jüdischen Lebens in Oldenburg gearbeitet. Auch die Ergebnisse ihres Seminars „Einführung in das Judentum“ werden in der Ausstellung gezeigt.
Das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Schlossplatz 1, hat von dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Aufgrund der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie ist der Besuch der Ausstellung nur unter bestimmten Vorgaben möglich. Das Landesmuseum gibt dazu auf seiner Homepage www.landesmuseum-ol.de/besuch-planen/besucherinformationen.html Auskunft.
Live-Übertragungen:
Auch die Eröffnung, die Begleitveranstaltungen sowie die Abschlussveranstaltung unterliegen den Pandemie bedingten Einschränkungen. Damit jedoch möglichst viele Interessierte an diesen Veranstaltungen teilnehmen können, werden sie aufgezeichnet und über den Link www.youreventonline.de/JuedischesLebeninOldenburg/ live mitzuerleben sein.
Der Veranstaltungsflyer für die Ausstellung und das Programm der gemeinsamen Vortragsreihe des Leo-Trepp-Lehrhauses der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg in Kooperation mit den Interkulturellen Studien der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg gibt es online unter www.oldenburg.de/kulturbuero