Inhalt: „Hallo, ich bin der kleine Tod, aber du kannst auch Frida zu mir sagen!“ Gerade noch stand eine kleine Gestalt im schwarzen Umhang und mit Sense vor Samuel. Doch nun ist da ein Mädchen und erklärt, er müsse ihr das Leben zeigen, denn das gehöre zu ihrer Ausbildung. Schließlich will sie mal der große Tod werden. Samuel will, dass Frida verschwindet! Tut sie aber nicht. Frida ist ganz wild darauf, alles kennenzulernen. Sie will raus, Samuel auf keinen Fall! Viele Jahre hat er wegen einer Autoimmunkrankheit im Krankenhaus verbracht. Und auch wenn es ihm nun besser geht, weiß er: Draußen ist es lebensgefährlich. Unfallrisiken aller Art lauern da und nicht zu vergessen: Kinder! Die größten Keimschleudern überhaupt. Perfekt, findet Frida. Denn was sie Samuel verschwiegen hat: Ihre große Prüfung wird sein, ihn zu holen…
Begründung der Jury (von Christine Paxmann):
Kinder, die lange im Krankenhaus sind, entwickeln eine besondere Intelligenz. Spielen mit Gleichaltrigen – kommt nicht vor. Normaler Schulbetrieb – ausgeschlossen. Die Umgebung besteht aus Erwachsenen. Ist das so abgeriegelte Kind auch noch intelligent, kann daraus ein Tyrann werden. Und genau das ist Sami, der an einer Immunkrankheit leidet und sein Leben zwischen Sauerstoffzelten und staubfreien Zimmern verbringt. Einzige Ansprechpartner sind seine Eltern und das Klinikpersonal. Nun könnte man schon ein bisschen ungeduldig mit dem Jungen werden, der alle spüren lässt, dass man auf ihn Rücksicht zu nehmen hat, wäre er nicht auch urkomisch. Und dann soll er auch noch entlassen werden! Angeblich sei er gesund! Just in diesem Augenblick betritt seine Gegenspielerin das Spielfeld. Auch der Tod kann nicht alle Arbeit alleine erledigen und so müssen seine Lehrlinge sich immer mit einem Meisterstück bewähren. Frida ist so ein kleiner Todesgehilfe. Doch Frida, die als Meisterstück den kleinen Sami um die Ecke bringen soll, ist bestechlich. Und neugierig wie jedes Kind. Sie muss allerdings erst lernen, wie es unter den Menschen zugeht. Und so befinden sich beide bald in einem gewaltigen Lernprozess. Der lebensscheue Sami soll endlich wie ein normales Kind leben. Frida, die den tödlichen Auftrag hat, wird zur Steigbügelhalterin in Sachen Lebenstüchtigkeit. Getarnt als neue Freundin aus der Schule lassen die Eltern die beiden ihr Ding machen, froh, dass der Junge endlich Lust auf Abenteuer hat. Und tatsächlich möchte Sami noch den letzten Wunsch seines einzigen Freundes erfüllen. Einmal auf einen Berg steigen. Scheint angesichts der fragilen Konstitution des Jungen unmöglich. Doch Frida wird sein Coach, seine Lebensretterin.
Dass diese Schicksalsgemeinschaft trotz des todernsten Backgrounds so ungeheuer leicht und unterhaltsam rüberkommt, ist der bestechende Sound in diesem Buch. Wie Anne Gröger den beiden Außenseitern Leben einhaucht, ist bezaubernd und ernsthaft zugleich. Dass die kleine Todesbotin Tagebuch führt, ein gutes Stilmittel, um der Figur Tiefe zu geben. Bei aller Komik und Slapstick bleibt die ernste Message, das Leben zu leben, egal wie kurz es ist. Die kleine Frida als antiautoritärer, anarchischer Tod ist so köstlich wie gnadenlos. Sami, der nichts dem Zufall überlassen möchte, macht eine erstaunliche Wandlung durch. Wie der furiose alpine Showdown dann noch einmal einen Twist bringt, ist hohe Kinderbuchkunst. Und macht Anne Gröger zu einer vielversprechenden neuen Stimme der Kinderliteratur.
Vita: Anne Gröger, Jahrgang 1983, studierte Drehbuch an der Hamburg Media School und arbeitet seit 2010 als freie Drehbuchautorin. „Hallo, ich bin der kleine Tod!“ (Arbeitstitel) entwickelte sie als Stipendiatin der Akademie für Kindermedien ursprünglich als Spielfilmprojekt, entschied sich jedoch neben dem Drehbuch auch einen Roman zu schreiben.
Eine Leseprobe ist veröffentlicht unter www.stadtbibliothek-oldenburg.de.