„Ich hab‘s geschafft“ – Dokumentarfilm zum Thema Essstörungen

20.05.2021

„Ich hab‘s geschafft“ – Dokumentarfilm zum Thema Essstörungen

Oldenburg. Im Dezember 2020 wurde ein Video auf YouTube veröffentlicht, in dem Josi Marie über ihre Magersucht (Anorexia nervosa) spricht. Kurze Zeit nach diesem Interview ist sie tot. Sie starb an den Folgen dieser seit Jahren andauernden Erkrankung. Der Beitrag wurde bis heute 5,7 Millionen Mal aufgerufen. Das zeigt: zahlreiche Menschen befassen sich mit oder sind betroffen von dieser tückischen Krankheit.

Eine Studie des Robert-Koch-Instituts zeigte 2008, dass 20 Prozent der Heranwachsenden von 11 bis 17 Jahren Hinweise auf eine Essstörung aufweisen. Für Oldenburg bedeutet dies, dass etwa 2000 Jugendliche betroffen wären. Die Aufnahmezahlen von Anorexiepatientinnen und -patienten in Kinder- und Jugendpsychiatrien steigen seit Beginn der Corona-Pandemie dramatisch. Ebenso steigen die Zahlen von Kindern und Jugendlichen mit Adipositas, begünstigt durch den vermehrten Bewegungsmangel und die Einschränkungen.

Um auf das Thema aufmerksam zu machen, aber auch Betroffenen und Angehörigen in dieser Zeit Mut zu machen, zeigt das Forum Essstörungen am Donnerstag, 27. Mai, 18 Uhr den Film „Ich hab’s geschafft“.  Eingeladen sind Betroffene und Angehörige, sowie alle Interessierten, sich diese Dokumentation anzuschauen, per Chat Fragen zu stellen und sich zum Thema auszutauschen. Die Therapeutin und Regisseurin Shirley Hartlage wird im Anschluss für Fragen bereit stehen.

„Das Offensichtliche bleibt oft lange Zeit verborgen“, erläutert Renate Vossler, stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, „die Eigenschaft, dünn zu sein, wird mit Erfolg, Disziplin und Schönheit in Verbindung gesetzt und weniger mit einer ernsthaften psychosomatischen Erkrankung mit Suchtcharakter.“  „Meist wird die Erkrankung auch erst lange Zeit geleugnet“, ergänzt Inga Weiland, Diplom-Psychologin und Familientherapeutin in der AWO-Familienberatungsstelle Oldenburg, „von den Betroffenen und auch vom sozialen Umfeld.“ Gisela Degener, Beraterin der psychologischen Beratungsstelle von Studentenwerk und Universität, gibt darüber hinaus zu bedenken: „Da spielen Einsamkeit, Scham-, Ohnmachts- und Hilflosigkeitsgefühle eine Rolle. Daher bleiben Essstörungen zu häufig zu lange unbehandelt.“ Damit der Film allen gleichermaßen und zudem anonym zur Verfügung steht, ist er kostenfrei und ohne Anmeldung zu sehen.

Über den Film
Shirley Hartlage hat in diesem Dokumentationsfilm Betroffene zu Wort kommen lassen, die über ihr Erleben und ihren Ausstieg aus der Essstörung erzählen. Eine Betroffene sagt: „Mir hätte es damals geholfen, Menschen zu sehen, die es geschafft haben.“ Der Film soll diese Hilfe bieten.

Neun Menschen – acht Frauen und ein Mann – erzählen von ihrer ganz persönlichen Geschichte mit der Erkrankung und wie sie ihre Essstörung überwunden haben. Offen und ehrlich sprechen sie darüber, warum sie krank geworden sind, wie sie ihre Essstörung bewältigt haben und wie es ihnen heute geht. Ihre Botschaft lautet: „Bleib dran, hol dir Hilfe, es geht!“

Shirley Hartlage will mit ihrem Film anderen Betroffenen Mut machen, sich Hilfe zu suchen. Denn die Frage, ob sich Essstörungen überwinden lassen, ist eine der meistgefragten in den Beratungsgesprächen.

Zugang zum Film und weitere Informationen
„Ich hab‘s geschafft“ ist am Donnerstag, 27. Mai, um 18 Uhr im Livestream auf YouTube zu sehen. Weitere Informationen sowie der Link zum Film stehen auf www.oldenburg.de/gleichstellung zur Verfügung. Der Zugang ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Die Organisatorinnen
Unter der Geschäftsführung des Gleichstellungsbüros engagieren sich im Forum Essstörungen Fachkräfte verschiedener Einrichtungen. Ziel ist die interne Fortbildung, die Vorbereitung öffentlicher Vorträge und Seminare und die Initiierung von Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungsstruktur in Oldenburg. Das Forum Essstörungen weist immer wieder darauf hin, dass eine niedrigschwellige Anlaufstelle in Oldenburg fehlt.