Hebammenausbildung wird gesichert und verbessert

25.09.2019

Hebammenausbildung wird gesichert und verbessert

Oldenburg. Die akademische Hebammenausbildung in Niedersachsen wird ab sofort an fünf Standorten im Land angeboten. Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft hat als Studienstandorte festgelegt: Osnabrück mit der Hochschule Osnabrück, Hannover mit der Medizinischen Hochschule Hannover, Göttingen mit der Universitätsmedizin Göttingen und der Hochschule für angewandte Wissenschaft sowie Oldenburg mit der Universität Oldenburg und der Jade Hochschule. Der Lenkungskreis der „Westersteder Erklärung“ begrüßt diese Festlegung des Landes.

„Die Praxisorte des dualen Studiums sind über ganz Niedersachsen verteilt, damit kann eine Bindung an den Ausbildungsort und eine gezielte örtliche Nachwuchsförderung erreicht werden“, sagt Oldenburgs Sozialdezernentin Dagmar Sachse.

Die Mitglieder des Lenkungskreises freuen sich, dass das geschlossene, gemeinsame Auftreten der Region Nordwest-Niedersachsen in Form der „Westersteder Erklärung“ zu dem Standort Oldenburg geführt hat. Die Standortbedingungen sind hier sehr gut. Für den Nordwesten hat der Lenkungskreis der „Westersteder Erklärung“ sich auf Kriterien verständigt, die ein Studiengang in dieser Region erfüllen soll. Diese beinhalten: einen zentralen Studienstandort, eine Entwicklung der Disziplin bis zur Habilitation, eigene Forschungsschwerpunkte, interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Medizin, Nähe zur Versorgungsforschung, internationale Anbindung, Möglichkeiten der Praxiseinsätze in geburtshilflichen Einrichtungen und bei freiberuflichen Hebammen der gesamten Region. Viele Unterzeichnende der „Westersteder Erklärung“ sprachen sich daher ausdrücklich für den Studienstandort Oldenburg aus.
Der erste Studiengang soll im Herbst 2020 starten. Alle Beteiligten kümmern sich intensiv um eine Umsetzung. Der Lenkungskreis wird sich dafür einsetzen, möglichst alle interessierten Kliniken im Nordwesten an der praktischen Ausbildung der Hebammenschülerinnen und Hebammenschüler zu beteiligen.

Zum Hintergrund:
In Niedersachsen besteht wie in allen Bundesländern ein starker Hebammenmangel. Da von Seiten der Gesundheitsbehörden keine oder nur sehr unzureichende Daten erhoben werden, hat der Hebammenverband in punktuellen Überprüfungen einen Mangel im stationären wie ambulanten Bereich von mindestens 30 Prozent nahezu flächendeckend in Niedersachsen festgestellt. Beim Vergleich der Mitgliederdaten (im Hebammenverband Niedersachsen sind etwa 85 bis 90 Prozent aller Hebammen organisiert) wurde festgestellt, dass in den nächsten acht bis zehn Jahren 25 Prozent der Hebammen in den Ruhestand gehen.
Bereits jetzt stehen Kliniken vor extremen Personalproblemen, Kreißsäle schließen vorübergehend oder dauerhaft und Frauen finden keine Kurse, müssen sehr viele Hebammen anrufen, um eine Betreuung nach der Geburt zu finden, was nicht immer gelingt. Es ist dringend erforderlich, Maßnahmen zu ergreifen, die eine bessere Versorgung der Frauen und Familien mit Hebammenhilfe gewährleisten.
Ende Mai 2018 in Westerstede hatten - aus der Region Oldenburg/Küste angereiste- Gleichstellungsbeauftragte, Hebammen, Chefärzte, ein Pflegedirektor, die Sozialdezernentin der Stadt Oldenburg und weiteres Gesundheitspersonal den Hebammenmangel in der Region Ostfriesland, Friesland und Oldenburg deutlich aufgezeigt und die „Westersteder Erklärung“ unterzeichnet.