Oldenburg. Das Gymnasium Eversten Oldenburg (GEO) hat mit Beginn des Schuljahres 2018/19 in enger Kooperation mit dem Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte (LBZH) und der Stadt Oldenburg ein bisher in Niedersachsen einmaliges Projekt verwirklicht: Erstmals wird eine speziell auf die Bedürfnisse hörgeschädigter Schülerinnen und Schüler zugeschnittene gymnasiale Oberstufe angeboten. Bisher mussten Hörgeschädigte, die den höchsten schulischen Abschluss angestrebt haben, das Bundesland Niedersachsen verlassen und nach Essen oder Hamburg ausweichen. Nun können diese Schülerinnen und Schüler die Oberstufe am GEO besuchen. Die ersten fünf Schülerinnen und Schüler haben zum neuen Schuljahr im Jahrgang 11 in der sogenannten Einführungsphase begonnen und werden, wenn alles erfolgreich verläuft, 2021 ihr Abitur in Empfang nehmen.
Schulleiter Andreas Jacob spricht von einem Projekt mit „landesweiter historischer Dimension“. Auch Schuldezernentin Dagmar Sachse ist begeistert: „Das ist ein wunderbares Ergebnis aus dem Inklusionsprozess.“ Die Kooperationspartner haben jetzt gemeinsam mit der Dezernentin den offiziellen Startschuss für das Projekt gegeben. Die Stadtverwaltung habe die Entwicklung bereits seit einer frühen Konzeptphase sehr gerne begleitet und die Umsetzung befürwortet, sagte Sachse. „Ich danke allen Beteiligten für ihr großes Engagement“, lobte die Dezernentin. Möglich geworden ist das Oberstufenangebot durch die Bündelung aller vor Ort vorhandenen Ressourcen – Lehrkräfte am GEO und am LBZH haben dafür Hand in Hand zusammengearbeitet.
Ein erstes Planungstreffen hatte es im Mai 2016 gegeben. Zahlreiche weitere Besprechungen und Abstimmungstermine sowie Besuche an vorbildhaften Schulen in Hamburg und München mündeten schließlich in einer Kooperationsvereinbarung, die GEO und LBZH am 11. Juni dieses Jahres unterschrieben haben. Zuvor hatte auch der Schulausschuss des Stadtrates mit einstimmigem Votum seine Zustimmung signalisiert.
Die Schülerinnen und Schüler werden am Gymnasium Eversten nicht gebärdensprachlich unterrichtet. Sie sind der Lautsprache mächtig, benötigen aber besondere Rahmenbedingungen. Dafür hat die Stadt Raumsanierungen zur Verringerung des Schalls vorgenommen und für eine hörgeschädigtengerechte Ausstattung gesorgt. Dazu gehört ein spezielles Akustiksystem mit Mikrofonen und Lautsprechern, dessen komplexe Steuerung verschiedene Situationen und Bedarfe berücksichtigt. Außerdem zählt ein interaktives Smartboard als moderne Tafel zur barrierefreien Ausrüstung. Die enge Kooperation und die räumliche Nähe zum LBZH ermöglicht die Nutzung des pädagogisch-audiologischen Beratungszentrums. Fortbildungen und eine direkte Unterstützung der Lehrkräfte am Gymnasium Eversten sind durch das LBZH Oldenburg gesichert.
Nach den ersten Wochen des neuen Schuljahres ziehen die Partner ein positives Fazit. „Von dem Projekt profitieren im Unterricht alle Schülerinnen und Schüler und auch die Lehrkräfte“, resümiert GEO-Oberstufenkoordinator Carsten Hinrichs. „Typische Störungen wie Tuscheln oder Zwischenrufe haben stark abgenommen. Die Schüler sind aufmerksamer und setzen sich für ihre beeinträchtigten Mitschüler ein.“