Oldenburg. Auf große Resonanz stieß der erste Teil der Wirtschaftstage Oldenburg – Türkei am 25. September, den die Wirtschaftsförderung der Stadt Oldenburg gemeinsam mit der Landessparkasse zu Oldenburg (LzO) und der EWE AG veranstaltete. Rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wirtschaft und Wissenschaft informierten sich am ersten Tag in der Zentrale der LzO über wirtschaftsbezogene Fragestellungen und Chancen einer grenzübergreifenden Zusammenarbeit. Aus ganz Deutschland kommend, nutzten Unternehmerinnen und Unternehmer das Wirtschaftsforum in Oldenburg, um ihre internationalen Kontakte auf- und auszubauen. Dazu gab es reichlich Gelegenheit: eine 15-köpfige Delegation war mit Vertretern aus Wirtschaft und der Handelskammer Bursa aus der Türkei extra zu den Wirtschaftstagen angereist.
„Die Türkei ist ökonomisch bereits auf der Überholspur“, erläutert Oberbürgermeister Prof. Dr. Gerd Schwandner im gemeinsamen Begrüßungstalk mit Harald Tölle, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der LzO. „Ich halte es für außerordentlich wichtig, hiesigen Unternehmen eine Plattform zu bieten, auf der sie Kontakte zu Vertretern aus der türkischen Wirtschaft knüpfen und sich über die Chancen eines Markteintrittes informieren können.“
Nach den Worten von Harald Tölle betrifft die Globalisierung der Märkte längst nicht mehr nur die Großindustrie. Sie fordert auch von den regionalen mittelständischen Unternehmen neue Strategien. Tölle: „Diese typische Kundengruppe der Sparkassen begleiten wir gern mit dem Know How unserer Experten und unserer Partner, wenn sie sich ausländische Märkte erschließen oder internationale Produktionsstandorte nutzen wollen.“
Nach Grußworten von Generalkonsul Mehmet Günay und Sakir Umutkan, Vorstandsmitglied der Industrie- und Handelskammer Bursa, führte Dr. Rainer Hermann allgemein in die Thematik ein. Der leitende Redakteur Türkei und Naher Osten bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung stellte die Frage „Boomland Türkei - wie lange noch?“ und erläuterte: „Die Indikatoren der Türkei können sich sehen lassen: Intern verdreifachte sich das Einkommen je Einwohner, global stieg die Türkei zur 17. größten Volkswirtschaft auf, und bei den Maastricht-Kriterien schneidet die Türkei besser ab als viele Eurostaaten: Seit 2001 sank die Staatsverschuldung von 90 Prozent auf unter 40 Prozent am BIP; die Neuverschuldung des Staatshaushalts sank von damals 17 Prozent am BIP auf Werte zwischen 2 Prozent und 3 Prozent.“
Daran anschließend ging Frank Kaiser, stellvertretender Geschäftsführer der Außenhandelskammer in Istanbul, auf „Investitionen und Rechtssicherheit in der Türkei“ ein. Im weiteren Verlauf des Tages wurden die drei Themenfelder Textilwirtschaft, Automotive und Nahrungsmittel/Agrarindustrie in verschiedenen Expertenvorträgen aus deutscher und türkischer Perspektive beleuchtet.
Reinhard E. Döpfer, Vorsitzender des European Fashion and Textile Export Council (EFTEC), referierte zum „Spannungsfeld zwischen Beschaffung und Absatz von Textilien und Bekleidung“. Döpfer: „Die Türkei bleibt drittwichtigster Bekleidungslieferant Deutschlands weltweit nach China und Bangladesch mit Lieferschwerpunkt von Polohemden und -blusen sowie T-Shirts.“
Ahmet Yilmaz, Repräsentant des türkischen Automobilzuliefererverbands (TAYSAD) in Deutschland nahm die „Geschäftsmöglichkeiten der türkischen Automobil- und Zuliefererindustrie“ in den Fokus – hierbei besonders die kleinen mittelständischen Unternehmen (KMUs): „Internationalisierung der KMUs ist ein Muss. Deswegen haben wir uns als Verband der türkischen Zuliefererindustrie in Deutschland positioniert.“
Während der Pause gab es die Möglichkeit, sich an Markständen zu informieren und mit Experten zu sprechen. Eine Podiumsrunde zum Ende des ersten Wirtschaftstages bot die Möglichkeit, im Rahmen verschiedener Expertenmeinungen den Wirtschaftsaustausch bei der LzO resümierend abzuschließen. Moderiert wurden die Wirtschaftstage von Uwe Haring, Geschäftsführer ecopark.
Die Wirtschaftstage werden auch unterstützt von PricewaterhouseCoopers und der Deutschen Energie-Agentur (dena) sowie dem Automotive Nordwest e.V. Sie sind Teil der diesjährigen Veranstaltungsreihe „Türkei Begegnungen“ und greifen den deutsch-türkischen Austausch auf wirtschaftlicher Ebene auf.