Anne Applebaum erhält den Carl-von-Ossietzky-Preis 2024

14.03.2024

Anne Applebaum erhält den Carl-von-Ossietzky-Preis 2024

Oldenburg. Die Historikerin, Journalistin und Publizistin Anne Applebaum erhält den mit 10.000 Euro dotierten Carl-von-Ossietzky-Preis der Stadt Oldenburg für Zeitgeschichte und Politik des Jahres 2024. Ausgezeichnet wird sie von Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann im Rahmen eines Festaktes am 6. Juni. Der Carl-von-Ossietzky-Preis wird alle zwei Jahre in Erinnerung an den gleichnamigen Friedensnobelpreisträger verliehen und erfolgt aufgrund des Votums einer unabhängigen Jury.

Engagierte Expertin für Osteuropa und Russland
In der Begründung heißt es: „Die Jury ehrt mit ihrem Votum eine herausragende Intellektuelle, die mit ihrem Konzept einer öffentlich sichtbaren Zeitgeschichtsschreibung fachwissenschaftliche und journalistische Expertise vereint und sich mutig und mahnend im Sinne Carl von Ossietzkys für Demokratie und Menschenrechte in globaler Perspektive einsetzt. Für ihre wissenschaftliche und publizistische Arbeit konnte sie in Russland Quellen erschließen, die heute nicht mehr zugänglich sind. Mit ihren Büchern, Artikeln und Interviews, in denen sie sich engagiert zu aktuellen Themen der Politik und der Zeitgeschichte äußert, findet Anne Applebaum international große Resonanz.“

Weiter führt die Jury aus: „Frühzeitig warnte Anne Applebaum auch vor Putin und seinem aggressiven antiwestlichen Kurs. Sie forderte von Anfang an unzweideutig die Unterstützung der Ukraine gegen den Aggressor, um Russland eine klare Botschaft zu senden, und trug auch hier mit ihrer fachlichen Perspektive wie ihrer journalistischen Kompetenz maßgeblich zur öffentlichen Auseinandersetzung mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine bei. Sie mahnt den Erhalt einer regelbasierten Weltordnung an und erinnert nicht zuletzt Europa daran, eine klare, friedenssichernde Sicherheitspolitik zu betreiben.“

Der Jury gehören an: die Historikerin Prof. Dr. Dagmar Freist, die Moderatorin und Autorin Shelly Kupferberg, der frühere NDR-Landesfunkhaus-Direktor Friedrich-Wilhelm Kramer, der ehemalige Tagesthemen-Moderator Thomas Roth sowie der Historiker Prof. Dr. Martin Sabrow.

Zur Person Anne Applebaum
Die Preisträgerin Anne Applebaum (geboren 1964 in Washington, D.C.) studierte an der Yale University, der London School of Economics (LSE) und dem St. Antony's College in Oxford Russische Geschichte, Literatur und Internationale Beziehungen.

Im Rahmen ihrer journalistischen Tätigkeit war sie als Kolumnistin, politische Redakteurin und Auslandskorrespondentin unter anderem für Medien wie die Washington Post, den Spectator, Daily Telegraph, Economist, Independent und aktuell The Atlantic tätig. Daneben hielt Applebaum Gastvorträge an Universitäten in den USA wie auch in Europa. Sie war Inhaberin des Philippe-Roman-Lehrstuhls in Geschichte und Internationale Beziehungen der LSE. Für das Legatum Institute in London, eine konservative Denkfabrik, war Applebaum als Direktorin des Transitions Forum tätig.

Als Buchautorin beschäftigt sich Applebaum überwiegend mit osteuropäischen Themen, so dem Zerfall der Sowjetunion und der Entwicklung osteuropäischer Staaten nach Ende des Kalten Krieges. Für ihre detaillierte Studie „Der Gulag“ über das Arbeits- und Straflagersystem in der Sowjetunion wurde sie 2004 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.

In ihrem jüngsten Werk „Die Verlockung des Autoritären“ („Twilight of Democracy“; 2020) geht sie der Frage nach, was autoritäre und illiberale Herrschaftsformen für viele Menschen so attraktiv macht und warum die Demokratie als Regierungsform weltweit unter Druck geraten ist. Das Buch wurde sofort zum NYT-Bestseller. Im Dezember 2020 zählte Barack Obama dieses Werk zu seinen Lieblingslektüren des Jahres. Neben der amerikanischen besitzt Applebaum auch die polnische Staatsbürgerschaft.

Der Carl-von-Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik
Der Carl-von-Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik wird seit 1984 alle zwei Jahre von der Stadt Oldenburg verliehen. Ausgezeichnet werden Personen, die sich mit dem Leben und Werk Ossietzkys auseinandersetzen oder sich im Geiste Carl von Ossietzkys mit der demokratischen Tradition und Gegenwart in Deutschland sowie mit Themen der Politik und Zeitgeschichte befassen. Frühere Preisträgerinnen und Preisträger waren unter anderem Igor Levit (2022), Deborah Lipstedt (2018) oder Irina Scherbakowa (2014).

Die ausführliche Jury-Begründung sowie weitere Informationen zum Preis gibt es im Internet unter www.ossietzky-preis.de ».

Foto: Rahil Ahmad
Die Historikerin und Journalistin Anne Applebaum erhält den Carl-von-Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik der Stadt Oldenburg. Die Verleihung erfolgt in einem Festakt am 6. Juni in Oldenburg. Foto: Rahil Ahmad