Oldenburg. Es ist das Jahr der Jubiläen unter der Regenbogenflagge: 50 Jahre ist es her, dass sich Schwule, Lesben, Transgender und Drag-Queens mit dem legendären Stonewall-Aufstand von 1969 in der New Yorker Christopher Street gegen polizeiliche Willkür und Diskriminierung zur Wehr setzten. Vor 25 Jahren erklärte der Bundestag mit der Streichung des als „Schwulenparagrafen“ bekannten §175 Homosexualität für straffrei. Und zum 25. Mal zieht in diesem Jahr in Oldenburg eine bunte Demonstration zum Christopher Street Day (CSD) durch die Stadt.
Was 1995 beim 1. CSD in Oldenburg mit einigen hundert Menschen begann, hat im vergangenen Jahr mit rund 11.000 Teilnehmenden einen neuen Rekord erreicht. Diesmal lautet das Motto am Samstag, 15. Juni: „25. CSD – Vielfalt statt Einfalt“. „Vielfalt bedeutet, dass alle Menschen so leben und sein können, wie sie sind. Ohne Angst vor Ausgrenzung oder Angriffen. Der CSD leistet dabei als treibende Kraft im Kampf um Anerkennung und Akzeptanz seit vielen Jahren nicht nur ganz hervorragende Arbeit, sondern glänzt auch als buntes Aushängeschild für ein tolerantes und weltoffenes Oldenburg“, betont Oberbürgermeister Jürgen Krogmann. „Wir wollen eine Stadt für alle sein, die großen Wert auf Teilhabe legt. Dazu passt der CSD sehr gut.“
Die Vorkämpfer*innen zu ehren, das bisher Erreichte zu feiern und für weitere rechtliche Gleichstellung zu werben, steht im Mittelpunkt der großen Demonstration, die am 15. Juni um 13 Uhr am Schloßplatz startet, wo bereits ab 11 Uhr ein Auftaktprogramm stattfinden wird. Auch sehr viele Heterosexuelle gehen mit auf die Straße, um schwule, lesbische, bi-, trans- und intersexuelle Menschen zu unterstützen. „Da wir immer eine Minderheit sein werden, brauchen wir diesen Schulterschluss. Diese Akzeptanz belegt, dass viele Bürger*innen lieber Vielfalt lieben“, erläutert Kai Bölle vom Vorstand des Vereins CSD Nordwest. „Die vergangenen Jahre zeigen jedoch auch, dass es vom blauen Rand des Parlamentes aus ein Streben nach Einheitlichkeit, nach Uniformität, nach Verdrängen und Unsichtbarmachen gibt. Nach Einfalt. Und das ist der wesentliche Grund, wieso wir in diesem Jahr das Motto ,25. CSD – Vielfalt statt Einfalt‘ gewählt haben“, so Bölle.
Eine der zentralen CSD-Forderungen ist die Ergänzung von Artikel 3 im Grundgesetz um das Merkmal der sexuellen oder geschlechtlichen Identität. „Es geht also im Kern um nichts anderes als vor 25 Jahren: den Kampf um die gleichen Menschenrechte“, erklärt Bölle.
Die Demonstration
Nach einer Rekordbeteiligung im Vorjahr erwartet der CSD Nordwest e.V. auch diesmal mehr als 10.000 Teilnehmende. Aktuell haben sich bereits 26 Gruppen angemeldet, die neben der LSBTI*-Community auch die Bereiche Bildung, Politik, Vereine und Firmen abdecken. Auch die Stadtverwaltung ist mit einem Wagen vertreten. Los geht’s am Samstag, 15. Juni, um 13 Uhr. Der Startschuss erfolgt von der Bühne auf dem Schloßplatz. Danach setzt sich der Demonstrationszug aus der Straße Schloßplatz in Bewegung. Zuerst geht es über den Stautorkreisel in Richtung Pferdemarkt. Von dort geht es zurück zum Lappan. Über Lange Straße und Haarenstraße erreicht die Demo den Julius-Mosen-Platz und kehrt über den Theaterwall zum Schloss zurück.
Die Abschlusskundgebung
Die Abschlusskundgebung startet um 15 Uhr auf der Bühne am Schloßplatz. Vertreter*innen von Gruppen und Vereinen aus dem LSBTI*-Bereich werden über die aktuelle Situation in Oldenburg und im Nordwesten berichten und Forderungen an Politik und Gesellschaft richten.
Das Kulturfest und die „PridePlaza“
Die Kundgebung und das Kulturfest gehen fließend ineinander über. Dabei beginnt das Bühnenprogramm erneut um 11 Uhr mit DJ Olafson, der die sich sammelnden Demonstranten mit Musik unterhalten wird. Um diese Uhrzeit öffnet auch die im Vorjahr neu gestaltete „PridePlaza“ auf dem Schloßplatz. Mehr als 20 Infostände zu den unterschiedlichsten Themen stehen bereit. Die „PridePlaza“ wird in diesem Jahr bis in die Innenstadt hinein zur Lambertikirche ausgeweitet. Hinter der Kirche wird sie durch einen neuen Tanzbereich abgeschlossen. DJ Denny, DJ Ceed und DJ GRT sorgen für Musik. Am Nachmittag wechseln sich Redner*innen und Künstler*innen auf der Hauptbühne am Schloss ab. Mit dabei: Sängerin und Entertainerin Margot Schlönzke, die als „Polittunte mit Herz und Schnauze“ angekündigt wird, die Pop-Rock-Band „LesBummsBoys“ aus Rostock sowie Leopold, der Vibes und Ästhetik mit elektrischen Sounds und tanzbaren Beats verbindet, und das Duo Flinte.
Die Abschluss-Party „The Night of the Pride“
Die Geburtstagsparty zum 25. CSD steigt am Samstag, 15. Juni, ab 22 Uhr im Klub Molkerei (Bloherfelder Straße 2). Der Eintritt kostet 8 Euro. DJ Thi Rex legt eine Mischung aus Electro House, Hip Hop und Charts auf.
Das Rahmenprogramm
• Erzählcafé zum 25. CSD Nordwest:
Unter dem Motto „Wie alles begann“ erzählen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus den Anfängen des CSD Nordwest am Mittwoch, 29. Mai, ab 19 Uhr bei Hempels. Dazu gibt es Bild- und Archivmaterial der bisherigen 24 CSDs zu bestaunen. Veranstalter ist Na Und e.V.
• Gottesdienst zum CSD Nordwest:
Die Lambertikirche lädt am Pfingstmontag, 10. Juni, bereits zum 8. Mal ein, einen bunten Gottesdienst mit toller Musik und Worten zu feiern. Beginn ist um 10 Uhr. Mit dabei in diesem Jahr: Christian Arndt, Uwe Heger, Christian Firmbach, die Aidshilfe Oldenburg, Annie Heger, Dr. Christian Wetz und Pastor Ralph Hennigs. Anschließend gibt es Kaffee und Klönschnack im Lambertussaal.
• Podiumsdiskussion „Sichere Herkunftsstaaten?“
Eine Diskussionsrunde zu den Themen Queer und Flucht findet am Mittwoch, 12. Juni, ab 19 Uhr im BIS-Saal (Bibliotheksgebäude) der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg statt. Über Asylpolitik diskutieren Hanna Naber (MdL, SPD), Jens Parker (Die Grünen), Nazanin Ghafouri (Flüchtlingsrat Bremen), Ali N. Tutar (Queeraspora) und Konstantin Sherstyuk (Quarteera e.V.). Das Format ist so geplant, dass alle Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit zum Mitmachen haben.
• Dyke March
Beim Dyke March am Freitag, 14. Juni, stehen die Forderungen von lesbischen Frauen im Mittelpunkt. Beginn ist um 17 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz.
• „Nacht der Kleinen Künste“
Die Traditionsshow am Vorabend der Demonstration findet am Freitag, 14. Juni, ab 19.30 Uhr in der Kulturetage statt. Stand-up-Comedian Ole Lehmann nimmt kein Blatt vor den Mund, Annika Blanke jongliert mit Wörtern und Versen, Nik bewegt seinen Hula-Hopp und seinen Körper magisch zur Musik. Zudem stehen Travestie-Ikone Elke Winter und Musical-Darsteller Robert Meyer auf der Bühne. Die Moderation teilen sich Annie Heger, Kai Bölle und Thomas Sieverding. Karten gibt es im Vorverkauf bei Horizont Reisen und in der Kulturetage für 20 Euro, an der Abendkasse für 25 Euro.