Oldenburg. Das Horst-Janssen-Museum Oldenburg konnte im Jahr 2024 20.032 Besucher/innen verzeichnen. „Im Hinblick auf die vier schwierigen Vorjahre, die durch Corona und eine baustellenbedingte Schließzeit gekennzeichnet waren, sehen wir das als ein positives Ergebnis“, sagt Museumsleiterin Dr. Jutta Moster-Hoos. Im Vergleich zu den Jahren 2020 bis 2023 haben sich die Besucherzahlen in etwa verdoppelt. „Obwohl der Zugang zum Horst-Janssen-Museum weiterhin nur über einen Umweg und Ersatzeingang mit Treppe zu erreichen und damit nicht barrierefrei ist, kommen die Leute gerne zu uns“, so Moster-Hoos.
Die erfolgreichste Ausstellung in 2024 war mit rund 9.400 Besucher/innen die Schau „Perpetuum Florens“ des Zeichners Miron Schmückle. Am meisten Gäste kamen im September ins Museum (3.086 Personen). Und auch der Instagram-Kanal des Museums kann in 2024 einen Zuwachs von 31 Prozent auf 3.616 Follower verzeichnen.
Ausblick auf ein Jubiläumsjahr
Bis die Baustellensituation rund ums Horst-Janssen-Museum zu Ende ist, wird es noch etwas dauern: Im März 2026 soll mit der Wiedereröffnung des Stadtmuseums der neue gemeinsame Eingang an der Lappankreuzung in Betrieb genommen werden. Damit wäre das Horst-Janssen-Museum auch endlich wieder barrierefrei. Aber schon 2025 geht es für das Zeichenkunst-Museum weiter voran: „Dieses Jahr ist für uns ein ganz besonderes. Das Horst-Janssen-Museum Oldenburg feiert seinen 25. Geburtstag. Am 14. November 2000 wurde unser Haus eröffnet. Zum Jubiläum im November haben wir etwas Besonderes geplant“, verrät Jutta Moster-Hoos.
Am 15. November 2025 wird die dritte Ausstellungsebene, die in den letzten beiden Jahren aufgrund der Baustellensituation und fehlender Fluchtwege nicht genutzt werden konnte, wiedereröffnet. Und zwar mit einer großen Werkschau des international erfolgreichen Zeichners und Illustrators Christoph Niemann, die sich über zwei Ebenen des Museums ziehen wird. Niemann hat bereits das 50 Meter lange Wandbild am Horst-Janssen-Museum geschaffen, das den Schaffensprozess eines Zeichners zeigt. „Mit Christoph Niemann als Künstler unserer Jubiläumsausstellung schlagen wir einen Bogen von Horst Janssen in die Gegenwart der Zeichenkunst, denn das Horst-Janssen-Museum bleibt nicht bei Janssen stehen, sondern versteht sich als ein Haus, das Grafik, Zeichnung und Kunst auf Papier aus allen Epochen bis heute zeigt“, erläutert die Museumsleiterin.
Und natürlich darf eine große Party zum 25. Geburtstag des Museums nicht fehlen: Gefeiert wird am Samstag, 15. November, mit einem Festakt im Kleinen Haus des Staatstheaters. An den Details wird noch gearbeitet, aber so viel kann schon verraten werden: Christoph Niemann wird einen Artist Talk halten und für Lacher und ungewöhnliche Perspektiven auf Horst Janssen und die Kunstwelt sorgt der Stand-up-Comedian und Kunsthistoriker Jakob Schwerdtfeger.
Weitere Ausstellungen in 2025: Kulinarisches und die Ost-West-Beziehung
Bevor es aber so weit ist und im November gefeiert wird, hält das Horst-Janssen-Museum im Jahresverlauf noch zwei weitere spannende Ausstellungen für seine Besucher/innen bereit. Vom 8. März bis zum 9. Juni steht die Kulinarik in Janssens Werk im Mittelpunkt: „Ich war ein Allesschmecker – Horst Janssen tischt auf“ ist eine sehr biografische und anekdotenreiche Ausstellung, die neben den Meisterwerken Janssens auch seine alltägliche Kunst auf Briefen, Einkaufszetteln, Servietten u.ä. zeigt, und damit den Museumsbesucher/innen über das Thema Essen Einblicke in das alltägliche Leben Horst Janssens und in seine Kunst ermöglicht.
Im Sommer begegnen sich im Horst-Janssen-Museum Ost und West: Unter dem Titel „irgendwann irgendwo nowhere hier oder da – Janssen trifft Tübke“ stellt das Museum von 28. Juni bis 12. Oktober zwei der herausragenden deutschen Zeichner der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert gegenüber: Horst Janssen (1929–1995) und Werner Tübke (1929–2004). Beide Geburtsjahr 1929 entwickelten sie ihr künstlerisches Werk jedoch unter unterschiedlichen politischen Prämissen: der eine in der BRD und der andere in der DDR. Die Ausstellung arbeitet überraschende Verwandtschaften heraus und soll einen Beitrag zu mehr Sichtbarkeit ostdeutscher Kunst im Westen leisten.
Die Ausstellungen 2025 im Detail
8. März bis 9. Juni 2025
„Ich war ein Allesschmecker“ – Horst Janssen tischt auf
Die Kulinarik in Janssens Werk ist erstmals Thema einer Sonderausstellung, die das Museum im Frühjahr zeigt. Horst Janssen befasste sich in seinen Werken oft mit ganz alltäglichen Objekten aus seiner Umgebung, dazu zählen auch Nahrungsmittel, Küchenutensilien und Arbeiten in gastronomischen Kontexten. Dabei bricht er mit den gängigen Konventionen von Stillleben, indem er die Größenverhältnisse verändert, Gegenstände neu kontextualisiert oder Lebensmittel im Prozess des Verderbens darstellt.
Aufgebaut sein wird die Ausstellung wie der Ablauf eines typischen Tages im Leben von Horst Janssen, vom ersten Kaffee im Bademantel über seine berühmt-berüchtigten Apfelpfannkuchen am Mittag bis hin zum geselligen Gläschen Wein bei seinem Lieblingsitaliener. Zu sehen sind ganz klassische Meisterwerke des norddeutschen Künstlers wie Aquarelle, Zeichnungen und Radierungen, aber auch seine alltägliche Kunst, die er auf Briefen, Einkaufszetteln, Schuldscheinen, Einschlagpapier von Weinflaschen, Bierdeckeln, Schürzen und Servietten hinterließ. Hinzu kommen biografische Objekte und Fotografien aus Janssens Alltag, wodurch man den Künstler ganz privat kennenlernt.
Kuratorin: Alexandra Grimm
28. Juni bis 12. Oktober 2025
irgendwann irgendwo nowhere hier oder da. Janssen trifft Tübke
Das Horst-Janssen-Museum stellt zwei der herausragenden deutschen Zeichner der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert gegenüber: Horst Janssen (1929–1995) und Werner Tübke (1929–2004). Zwei Künstler desselben Jahrgangs, zwei Einzelgänger, die ihr eigenwilliges Werk nach 1945 in unterschiedlichen Teilen Deutschlands entwickelten: Janssen im freiheitlich-demokratischem System der Bundesrepublik und Tübke im diktatorischen Regime der DDR.
Bei aller Verschiedenheit ihrer Werke gibt es überraschende Übereinstimmungen, Verwandtschaften und direkte Begegnungen, die die Ausstellung darlegen möchte. Dabei stehen insbesondere drei Themen im Fokus: 1. ihre vielfältigen Rollen- und Selbstporträts, 2. ihr Bekenntnis zur kunstgeschichtlichen Bildtradition und Nutzung der altmeisterlichen Bildsprache für Aussagen über die eigene Zeit, und 3. die Dominanz von Gewalt, Terror und Tod in ihren Bildfindungen. Die Ausstellung möchte dazu beitragen, die langjährige, hitzige Debatte über die Qualität, Akzeptanz und Sichtbarkeit ostdeutscher Kunst im Westen zu objektivieren und die Besucher/innen des Horst-Janssen-Museums stärker als bisher mit Kunst aus der DDR bekannt zu machen.
Kuratorin: Dr. Sabine Siebel
Ab 15. November 2025
Christoph Niemann: Werkschau
Christoph Niemann (*1970) ist international als Illustrator und Grafiker beschäftig, hat verschiedene Bücher veröffentlicht und zeichnet regelmäßig Titelbilder für „The New Yorker“, „National Geographic“ und „ZEIT Magazin“. 2017 wurde er in einer Episode der Netflix-Serie „Abstract: The Art of Design“ porträtiert. Auf seinem Instagram-Kanal @abstractsunday » verfolgen 1,1 Millionen Menschen seine wöchentlich erscheinenden Illustrationen und Animationen. Die Ausstellung über zwei Ebenen des Horst-Janssen-Museums soll einen Überblick über sein Werk geben. Dazu zählen fast schon ikonische Zeichnungen, poetische Aquarelle, verblüffende fotografische und filmische Collagen, die meist humorvoll mit unserer Wahrnehmung spielen, sowie optische Raumverfremdungen und viele Angebote, selbst kreativ zu werden.
Kuratorin: Dr. Jutta Moster-Hoos