Klimawandel

Dieser Klimawandel ist menschengemacht

Der menschengemachte (oder auch anthropogene) Klimawandel wird mit jedem Jahr deutlicher spürbar. In Deutschland verzeichnet der Deutsche Wetterdienst Monat für Monat Temperaturrekorde. Auch der sogenannte Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) beschreibt in seinem neuesten, sechsten Bericht eine Erwärmung – und zwar überall auf der Welt. Die Erwärmung wird daher auch als globale Erwärmung bezeichnet. Gleichzeitig wird in diesem Bericht zum ersten Mal eindeutig beschrieben, dass die Menschheit diesen Temperaturanstieg durch den Ausstoß von Treibhausgasen verursacht hat. Mehr dazu kann man beispielsweise bei der Deutschen IPCC-Koordinierungsstelle » nachlesen, wo die Berichte des Weltklimarats übersetzt zur Verfügung stehen.

Wo stehen wir aktuell in Deutschland?

Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) lag die Durchschnittstemperatur im Jahr 2023 bei 10,6 Grad Celsius und damit um 2,4 Grad über dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990. Dies ist die sogenannte Klimareferenzperiode, mit der aktuelle Entwicklungen verglichen werden. Auch wenn man beispielsweise die wärmere Referenzperiode 1991 bis 2020 zum Vergleich nimmt, war das Jahr 2023 noch um 1,3 Grad wärmer.

Schaut man explizit auf Niedersachsen, so war das Jahr 2023 mit 10,8 Grad Celsius ebenfalls deutlich wärmer als in der Referenzperiode 1961 bis 1990, nämlich um 2,2 Grad.

Weitere Daten rund um das Deutschlandwetter im Jahr 2023 finden Sie beim Deutschen Wetterdienst ».

Womit wird das eigentlich verglichen?

Das Klima an einem Ort wie beispielsweise Oldenburg definiert sich über einen sehr langen Zeitraum. Das heißt, man beobachtet das Wetter über mehrere Jahrzehnte hinweg und zieht daraus Schlüsse bezüglich der klimatischen Bedingungen. Das zu tun ist wichtig, weil man sonst einzelne Ausreißerjahre – zum Beispiel eines, das besonders warm und trocken oder besonders kalt und nass ist – fälschlicherweise als die klimatische Normalität annimmt.

Der wichtigste Vergleichszeitraum ist der des sogenannten vorindustriellen Zeitalters. Gemeint ist damit die Zeitspanne zwischen 1850 und 1900, also bevor der Mensch im Zuge der Industrialisierung begann, fossile Brennstoffe wie Kohle zu verbrennen und den Kohlenstoffdioxid-Gehalt in der Atmosphäre kontinuierlich zu erhöhen.

Bereits angesprochen wurden sogenannte Klimareferenzperioden, die einen Zeitraum von 30 Jahren umfassen – dies ist auch die Zeit, ab der der man von „Klima“ spricht. Um also einen heute gemessenen Wert der Lufttemperatur zu vergleichen, nimmt man den Mittelwert einer bestimmten Klimareferenzperiode, also eines bestimmten dreißigjährigen Zeitraums, als Vergleichswert.

Warum ist das menschengemacht?

Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid (CO2) befinden sich zwar natürlicherweise in der Atmosphäre, jedoch hat die Menschheit, zum Beispiel durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, seit Beginn der Industrialisierung kontinuierlich die CO2-Konzentration in der Atmosphäre erhöht. Damit wird der natürliche Treibhauseffekt aktiv durch uns Menschen verstärkt. Das Wort menschengemacht ist dabei sehr wichtig: Einen natürlichen Klimawandel, also eine langfristige Abkühlung oder Erwärmung, gibt es auch ohne Einfluss des Menschen. Es gibt jedoch entscheidende Faktoren, die den menschengemachten Klimawandel von einem natürlichen unterscheiden.

Die Geschwindigkeit, mit der sich die Erde seit Beginn des industriellen Zeitalters erwärmt, ist enorm. Ein natürlicher Klimawandel dagegen reagiert auf äußere Faktoren, etwa auf Änderungen der Erdbahn um die Sonne oder durch Verschiebung der Kontinente – diese Prozesse dauern sehr lang und führen nicht innerhalb von nur 150 bis 200 Jahren zu der oben beschriebenen Erwärmung von 2,4 Grad.

Die Ausprägung des natürlichen Klimawandels ist eher auf einzelne Regionen oder Kontinente begrenzt – die aktuelle Erwärmung findet jedoch weltweit statt. Auch diese räumliche Ausbreitung ist ein Unterschied zu vorangegangenen Erwärmungsperioden.

Mithilfe von Eisbohrkernen lässt sich zudem die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre aus der Vergangenheit rekonstruieren. Dadurch weiß man mittlerweile, dass die CO2-Konzentration in den vergangenen 800.000 Jahren zu keiner Zeit so hoch war, wie heute. Wer sich mit der Arbeit dazu auseinandersetzen möchte, findet den wissenschaftlichen Artikel von Dieter Lüthi » und Kolleginnen und Kollegen bei der Fachzeitschrift Nature.

Durch diese starke Erhöhung der CO2-Konzentration wird ein für uns lebenswichtiger Prozess zur Gefahr: Der natürliche Treibhauseffekt der Erde. Eintreffende Sonnenstrahlen werden von der Erdoberfläche zurückgestrahlt und durch Gase in der Atmosphäre am direkten Wiederaustritt gehindert. So verbleiben sie, geben ihre Wärme ab und sorgen für die Temperaturen, die wir kennen und unser Leben ermöglichen. Durch unser Handeln verstärken wir allerdings diesen Treibhauseffekt, da es immer mehr CO2 in der Atmosphäre gibt und weniger Strahlung die Atmosphäre verlässt – so wird es stetig wärmer.

Warum ist das überhaupt ein Problem?

Bei der Pariser Klimakonferenz im Jahr 2015 hat die Weltgemeinschaft ein gemeinsames Ziel beschlossen: Die Erderwärmung bei 2 Grad, bestenfalls sogar bei 1,5 Grad zu begrenzen. Dass auch schon eine Erwärmung um weniger als 1,5 Grad Folgen für uns Menschen hat, kann man schon heute an der steigenden Anzahl an Extremen, wie Hitze-, Dürre- oder auch Starkregenereignisse sehen. Geht die Erwärmung über 1,5 Grad hinaus, laufen wir zum Beispiel Gefahr, sogenannte Kipppunkte im Klimasystem zu überschreiten. Wer schon einmal eine Zimmerpflanze immer wieder erst kurz vorm Absterben gegossen und es dann wirklich einmal vergessen hat, so dass die Pflanze nicht mehr zu retten war, kennt das Prinzip. Denn so ähnlich kann man sich Kipppunkte im Klimasystem vorstellen: Ein Element des Klimasystems hält Veränderungen bis zu einem bestimmten Punkt aus. Ist dieser Punkt überschritten, gibt es kein Zurück mehr. Beispiele für solche Elemente sind die Gebirgsgletscher der Erde, zum Beispiel auch in den Alpen, das Grönlandeis oder auch die Korallenriffe. Erwärmt sich die Erde weiter wie bisher, werden wir diese verlieren. Aber schon die direkten Folgen der Erwärmung werden dafür sorgen, dass sich das Leben auf der Erde in Zukunft verändern wird. Beispielsweise wird allein die zunehmende Hitze dazu führen, dass es insbesondere in Äquatornähe Regionen geben wird, die Menschen nicht länger bewohnen können. Steigt der Meeresspiegel durch das Schmelzen der Gletscher weiter an, werden auch die vielbevölkerten Regionen an den Küsten in Zukunft immer mehr Probleme bekommen. Anschaulich dargestellt wird dies beim Medienhaus Correctiv ». All dies wird in Zukunft dazu führen, dass sich Menschen einen neuen Wohnort suchen müssen, weil sie aufgrund der klimatischen Bedingungen nicht mehr in ihrem Heimatland leben können.

Warum leugnen manche den Klimawandel?

Manchmal wird behauptet, die Sonnenaktivität sei in den vergangenen Jahrzehnten stetig gestiegen, wodurch sich wiederum die Erwärmung erklären ließe. Wissenschaftliche Arbeiten belegen jedoch, dass diese Annahme falsch und sogar das Gegenteil der Fall ist: Die Sonnenaktivität hat insbesondere zur Zeit der stärksten Erwärmung ab- und nicht zugenommen. Mehr dazu kann man zum Beispiel beim Informationsportal Klimafakten unter dem Thema „Behauptung: Die Sonne verursacht den Klimawandel“ » nachlesen.

Weiterhin wird gerne behauptet, „die Wissenschaft“ sei sich beim Thema Klimawandel gar nicht einig. Auch das ist eine Fehldarstellung. Damit man diese Aussage überhaupt fundiert treffen kann, müssen wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Klimawandel systematisch ausgewertet werden. Ein Beispiel: Der Wissenschaftler James Powell hat im Jahr 2019 über 11.000 wissenschaftliche Artikel zu den Themen Klimawandel und globale Erwärmung aus 2019 untersucht und dabei belegen können, dass 100 Prozent dieser Arbeiten in folgender Aussage einig sind: Der Klimawandel, mit dem wir es zu tun haben, ist menschengemacht. Veröffentlicht wurde diese Arbeit im Bulletin of Science, Technology and Society ». Die deutsche Helmholtz-Klima-Initiative hat diese Behauptung ebenfalls unter die Lupe genommen. Nachlesen kann man das auf der Website der Helmholtz-Klima-Initiative ».

Warum also halten sich Fehlinformationen so wacker, wenn diese doch vermeintlich einfach aus der Welt zu schaffen sind? Die Erkenntnis, dass der Klimawandel nicht natürlich, sondern menschengemacht ist, führt im Umkehrschluss zu einer Verantwortung, die zum Handeln anregen müsste. Dieses Handeln geht mit Veränderungen einher, die unseren Alltag betreffen können und altbewährtes Alltagshandeln beeinflussen. Da scheint es leichter zu sein, diese Verantwortung zu leugnen und nach alternativen Ursachen für den Klimawandel zu suchen. Auch wird es einem in öffentlichen, medialen Diskussionen zum Teil gar nicht so leichtgemacht, die richtigen Schlüsse aus Debatten zu ziehen. Das hat zum Beispiel mit einem Phänomen zu tun, das „False Balance“ genannt wird – also „falsche Ausgewogenheit“. Kurz gesagt begründet sich das auf einer Grundregel des Journalismus, dass zu jeder Aussage auch eine Gegenstimme eingeholt werden muss. Leider ist das jedoch in der Berichterstattung über den Klimawandel und dessen Ursache nicht sinnvoll – denn es gibt keine ebenso fundierte Gegenmeinung. Die „False Balance“ suggeriert jedoch, das dem so wäre – und das schadet der Diskussion. Wer dazu mehr erfahren möchte, kann bei Klimafakten zu Journalismus in Zeiten der Klimakrise weiterlesen ». Auch Lobbyismus spielt eine Rolle dabei, dass sich vermeintliche Gegenargumente halten: Welcher Konzern, der mit fossilen Energien sein Geld verdient, möchte schon gern zugeben, dass der Ausstoß von Treibhausgasen aus der Verbrennung fossiler Energien den Klimawandel befeuert?

Wie sieht es in Oldenburg aus?

Schon jetzt sind die Auswirkungen der globalen Erwärmung in Oldenburg deutlich zu spüren. Nicht zuletzt die Hochwasserproblematik zum Jahreswechsel » zwischen 2023 und 2024 ist vielen im Gedächtnis geblieben. Durch die globale Erwärmung wird die Häufigkeit und das Ausmaß von extremen Niederschlagsereignissen verstärkt. Je wärmer Luftmassen sind, desto mehr Wasser können sie aufnehmen – dies wird dann noch durch die zurzeit extrem hohen Oberflächentemperaturen der Weltmeere begünstigt, was wiederum zu mehr Verdunstung führt. Diese Wassermassen können sich dann ergiebig und kontinuierlich abregnen und für wassergesättigte Böden sowie für Hochwasser sorgen. Dass der Niederschlag dann im Zuge der Erwärmung nicht mehr als Schnee, sondern direkt als Regen fällt, verstärkt diesen Effekt abermals.

Gleichzeitig bekommen wir es seit mehreren Jahren im Schnitt immer öfter mit Hitzeextremen zu tun. Das zeigt unter anderem der Anstieg der so genannten heißen Tage – Tage, an denen die Höchsttemperatur 30 Grad Celsius erreicht oder übersteigt. Dabei lohnt sich auch ein Blick auf die Anzahl der Frosttage pro Jahr – diese sinkt kontinuierlich und bildet damit einen gegenläufigen Trend ab. Beides zeigt auf: Die Erwärmung hat Oldenburg nicht nur erreicht, sie beeinflusst bereits unsere Wetter- und Witterungsverhältnisse.

Was ist in der Zukunft in Oldenburg zu erwarten?

Für die Zukunft kann man für die „Region Oldenburg“ beispielsweise beim Climate Service Center Germany (kurz GERICS) nach bestimmten klimatischen Kennwerten schauen. Hier wird aufgezeigt, wie sich etwa Sommertage – Tage an denen die Höchsttemperatur 25 Grad Celsius erreicht oder übersteigt – in Zukunft entwickeln. Diese Entwicklung ist abhängig davon, welchen Weg wir beim Klimaschutz einschlagen. Verfolgen wir eher das „Weiter-wie-bisher-Szenario“, in dem alles mehr oder weniger so bleibt wie es ist und Klimaschutz eher eine Randnotiz ist? Oder werden wir sehr ambitioniert Klimaschutz betreiben und versuchen, den Erwärmungstrend damit zu begrenzen? Diese Szenarien (des Weltklimarats) werden genutzt, um die künftige Entwicklung bestimmter klimatischer Kennwerte aufzuzeigen. Wer sich tiefer mit den Hintergründen zur Arbeit des GERICS auseinandersetzen möchte, kann dies beim GERICS-Klimaausblick für Landkreise » tun. Sowohl für die Sommertage – Höchsttemperatur größer gleich 25 Grad Celsius – als auch für Tropennächte – Tiefsttemperatur größer gleich 20 Grad Celsius – gilt: Das „Weiter-wie-bisher-Szenario“ führt uns bis zum Ende des Jahrhunderts in ein ganz anderes Oldenburg als wir es kennen.

Was können wir tun?

Dass wir von einem menschengemachten Klimawandel sprechen, bringt zumindest einen positiven Aspekt mit sich: Das heißt nämlich, dass wir Optionen in der Hand halten, um das Ausmaß zu reduzieren. Damit wir das können, muss jedoch konsequent Klimaschutz betrieben werden. Jede noch so kleine Minderung unseres Energieverbrauchs, der mit dem Ausstoß von Treibhausgasen einhergeht, sorgt dafür, dass die Temperatur weniger stark ansteigt. Und das hat sich die Stadt Oldenburg zum Ziel gesetzt: Die Treibhausgas-Emissionen sollen bis 2035 so weit wie möglich – bestenfalls auf null – reduziert werden. Zum Ziel führen sollen uns die im Klimaschutzplan Oldenburg 2035 verankerten Maßnahmen. Kommen diese Klimaschutzmaßnahmen in die Umsetzung, können alle – Stadtverwaltung, Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger – einen Beitrag dazu leisten, langfristig eine lebenswerte Stadt Oldenburg zu erhalten. Die Klimaschutzmaßnahmen werden auf diesen Seiten der Stadt Oldenburg » näher vorgestellt. Der Klimaschutz ist das ausschlaggebende Instrument, um etwas an der Ursache für die mit der globalen Erwärmung einhergehenden Extreme zu verändern.

Wo kann ich mich weiter informieren?

Das Portal Klimafakten » leistet umfangreiche und fundierte Aufklärungsarbeit zum Thema Klimawandel und beantwortet viele Fragen. Auch das Deutsche Klima-Konsortium » informiert in großer Breite über den Klimawandel. Lesenswert ist zudem diese Ausarbeitung zu Klimawandel: Ursachen, Folgen und Handlungsmöglichkeiten der Leopoldina », der nationalen Akademie der Wissenschaften. Auch die Bundesregierung bietet einen „Faktencheck Klimakrise“ an », in dem viele Fragen zum Klimawandel beantwortet werden.

Zuletzt geändert am 4. Juni 2024