Oldenburg. Wie können auch nicht-menschliche Perspektiven, zum Beispiel von Pflanzen und Tieren, in der Stadtentwicklung Berücksichtigung finden und in Beteiligungsstrukturen einfließen? Das und noch vieles mehr haben die Teilnehmenden eines Partnertreffens im Rahmen des internationalen Projekts „Speak Up“ in Mechelen (Belgien) erfahren. Neben der Stadt Oldenburg waren Organisationen, Gemeinden und Universitäten aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Schweden und Dänemark vertreten. Ziel des Projekts ist es, die Bürgerbeteiligung in der „Interreg North Sea Region“ zu stärken.
Fokus auf Workshops und praxisnahe Ansätze
Im Zentrum des Treffens, das am 10. und 11. Dezember stattfand, standen interaktive „Talking Tables“ und Workshops, die praxisnah verschiedene Aspekte der Bürgerbeteiligung beleuchteten. Zu den diskutierten Themen zählten die Messbarkeit der Auswirkungen von Beteiligung, der Aufbau von Kapazitäten innerhalb der eigenen Organisationen sowie die Nutzung digitaler Partizipationsplattformen. Darüber hinaus konnten die verschiedenen Partner über ihre eigenen Erfahrungen und Projekte berichten, sodass ein intensiver und inspirierender Austausch stattfand.
Innovative Projekte und Inspiration vor Ort
Die Gastgeber aus Mechelen präsentierten am ersten Tag eine Reihe lokaler Projekte. Besonders beeindruckte das Projekt „Voice of Nature“, das den Teilnehmenden von dem Projektbeauftragten Mark Van der Veken auf einer Tour entlang des Flusses Dijle vorgestellt wurde.
Das Projekt „Voice of Nature“ der Stadt Mechelen setzt einen innovativen Ansatz um, indem es Pflanzen und Tieren symbolisch eine Stimme in Planungs- und Entscheidungsprozessen verleiht. Im Rahmen des „Masterplans Binnendijle“, der sich auf Klimaschutz, urbane Begrünung und inklusiven öffentlichen Raum konzentriert, wurde eine diverse Bürgerversammlung einberufen, die neben menschlichen Interessen auch die Bedürfnisse der Natur einbezieht. Durch kreative Methoden wie gemeinsame Naturerfahrungen, Fantasiearbeit und die Analyse von Pflanzen- und Tiermerkmalen konnten 122 qualitative Empfehlungen „von der Natur“ formuliert werden. Diese Inputs wurden in die Projektplanung integriert und bieten neue Perspektiven für ein nachhaltiges und inklusives Stadtmanagement.
Den Abschluss des ersten Tages bildete ein inspirierender Vortrag von Christophe Busch, Direktor des Hannah-Arendt-Instituts. Er sprach über Polarisierung in der Gesellschaft und stellte die Arbeit des Instituts vor, die die Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis baut. In einer vielfältigen und sich schnell verändernden Gesellschaft, die sowohl Chancen als auch Herausforderungen bietet, setzt sich das Institut für eine stabile Gesellschaft ein, in der sich alle Menschen eingebunden fühlen. Es macht wissenschaftliche Erkenntnisse zu Themen wie Bürgerschaft, Urbanität und Diversität für politische Entscheidungsträger, Fachleute und Bürgerinnen und Bürger zugänglich. Gemeinsam werden praxisnahe Lösungen entwickelt, die das Zusammenleben positiv gestalten und fördern.
Konferenz „Lost in Transition“: Klimawandel und Bürgerbeteiligung
Der zweite Tag des Treffens stand ganz im Zeichen der Konferenz „Lost in Transition – Partizipation als Schlüssel zum Klimaengagement“. Im Lamot Kongresszentrum diskutierten Expertinnen und Experten gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern innovative Ansätze, wie Bürgerbeteiligung einen entscheidenden Beitrag zur Bewältigung klimatischer Herausforderungen leisten kann. Angeregt wurde die Diskussion mit einem Input von Teun Gautier, der Inhalte aus seinem Buch „A World of Communities“ einbrachte. Das Buch widmet sich dem Grundgedanken unserer Zeit – dem Gemeinschaftssinn und zeigt Möglichkeiten auf, Stadt auf der Basis von Gleichheit und Partnerschaft zu gestalten. Partnerinnen und Partner aus Mechelen (Belgien), Malmö (Schweden) und Skive (Dänemark) ergänzten dieses Thema mit gelungenen Praxisbeispielen.
Vernetzung und Inspiration für die Zukunft
Das Partnertreffen bot den Teilnehmenden nicht nur die Möglichkeit, sich zu vernetzen, Erfahrungen auszutauschen und gleiche Herausforderungen zu identifizieren, sondern auch neue Inspiration für die Förderung von Bürgerbeteiligung und die Umsetzung nachhaltiger Projekte zu gewinnen. Die Beteiligten blicken nun gespannt auf die nächsten Schritte im Rahmen des „Speak Up“-Projekts.