Anti-Catcall-Tag: Es ist #keinKompliment!

Mädchengruppen tauschten sich über ihre Erfahrungen aus und diskutierten mögliche Reaktionen

Am Freitag, 14. Juni 2024, war der nationale Anti-Catcall-Tag. Denn wenn hinterhergepfiffen, -gehupt und -gerufen wird, Blicke den Körper scannen oder obszöne Gesten sexuelle Praktiken zu verstehen geben, dann ist dies nichts Anderes als sexuelle Belästigung. Hierfür hat sich mittlerweile der englische Begriff „Catcalling“ etabliert. Catcalling betrifft nicht nur erwachsene Frauen, auch Mädchen sind schon früh damit konfrontiert. Deshalb haben sich im Mädchentreff, in der Freizeitstätte „Die Villa“ und im Stadtteiltreff Dietrichsfeld bereits im Mai 2024 Mädchengruppen mit dem Thema auseinandergesetzt. Im Fokus stand dabei die Frage, wie können und vor allem möchten sie sich in solchen Situationen verhalten?

Die richtige Reaktion? Gibt es nicht.

Die Teenager und Jugendlichen wurden gefragt, wie sie Catcalling bislang erlebt haben, welche Gefühle Catcalling auslöst und was sie anderen in ähnlichen Situationen raten würden. Die Erfahrungen waren dabei so unterschiedlich wie die Reaktionen. Während einige mit frechen Sprüchen antworten, lachen oder den Mittelfinger zeigen, suchen andere Hilfe oder wechseln die Straßenseite. Die Reaktion auf Catcalls ist dabei aber nicht nur eine Typfrage, sondern auch situationsabhängig. Die Gruppe im Mädchentreff zog das Fazit, immer auch auf das Bauchgefühl zu hören und sich nicht in Gefahr zu bringen – und dass es ebenfalls eine legitime Reaktion ist, das Geschehen einfach zu ignorieren. In der Freizeitstätte „Die Villa“ wurden unter anderem Unterstützungsangebote benannt wie das Heimwegtelefon » oder die Kampagne „Ist Luisa hier?“ », selbst Pfefferspray war Teil der Ideen- und Ratschlägesammlung.

„Es ist traurig, dass Mädchen und Frauen in solche Situationen gebracht werden“, so die Gewaltschutzkoordinatorin des Gleichstellungsbüros Johanna Lipski. „Wir möchten mit der Aktion aufzeigen, welche Schutzstrategien sich bereits Mädchen aneignen, um teil am öffentlichen Raum zu haben.“

Im Stadtteiltreff Dietrichsfeld lässt der Austausch die Pädagogin Annamaria Picheca auch nachdenklich zurück: „Unglaublich und erschreckend zu erfahren, dass fast alle Mädchen betroffen sind! Ich hoffe wirklich, dass sich etwas ändert, vor allem auf politischer Ebene, damit Catcalling auch in Deutschland bestraft wird! Trotz allem war es schön zu sehen, wie die Mädchen füreinander einstehen! Ein gutes Beispiel für Empowerment!“

#keinKompliment will Sichtbarkeit schaffen

Rund 50 kommunale Gleichstellungsbeauftragte aus dem ganzen Bundesgebiet haben 2023 die Kampagne #keinKompliment und den dazugehörigen Anti-Catcall-Tag ins Leben gerufen. Er findet immer am zweiten Freitag im Juni statt und weist auf das Recht der sexuellen Selbstbestimmung hin, außerdem hat er das Ziel der Schaffung einer gesetzlichen Regelung zur Bewertung der Vorfälle als Straftatbestand. Auch das Gleichstellungsbüro der Stadt Oldenburg gehört zu dem Kreis der Initiatorinnen.

Zum Kampagnen-Start im letzten Jahr wurden Beispiele für Catcalls gesammelt, die so in Oldenburg stattgefunden haben und mehrere Monate in der Fußgängerzone aushingen. Nun wurde der Austausch unter den Mädchen angeregt und aus den Ergebnissen zwei Plakate gestaltet, die hier zum Download angeboten werden. Sie können und sollen gerne im eigenen Kontext genutzt werden, damit noch mehr über Catcalls aufgeklärt und gesprochen wird.

Zuletzt geändert am 19. Juni 2024