Rahmenprogramm 2018

Fakten – Meinungen – Lügen. Über historische Wahrheiten und die Macht des Wortes.

Podiumsgespräch mit Carl-von-Ossietzky-Preisträgerin Deborah Lipstadt und Filmvorführung „Verleugnung“

Die Carl-von-Ossietzky-Preisträgerin des Jahres 2018, Deborah Esther Lipstadt, sprach am Donnerstag, 3. Mai, am Vortag der Preisverleihung, zum Thema „Fakten – Meinungen – Lügen. Über historische Wahrheiten und die Macht des Wortes“. Die Gesprächspartner der renommierten Antisemitismus- und Holocaustforscherin waren die Professoren Michael Daxner und Hajo Funke. Soziologe Daxner, ehemaliger Präsident der Universität Oldenburg, ist Gründungsmitglied der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg, Politologe Funke gilt als gefragter Rechtsextremismus-Experte. Die Moderation übernahm Friedrich-Wilhelm Kramer, ehemals Direktor des NDR-Landesfunkhauses Schleswig-Holstein und Mitglied der Jury zur Carl-von-Ossietzky-Preisvergabe. Die öffentliche Podiumsdiskussion fand im Kulturzentrum PFL, Peterstraße 3, statt. Der Eintritt war kostenlos.

Im Anschluss wurde der Film „Verleugnung“ von Mick Jackson, der 2017 in den deutschen Kinos startete, gezeigt. Das amerikanisch-britische Gerichtsdrama basiert auf dem Londoner Prozess David Irving gegen Deborah Lipstadt und ihren britischen Verlag im Jahr 2000, der Holocaustleugnung als Lügenkonstrukt aufdeckte. In den Hauptrollen sind Oscar-Preisträgerin Rachel Weisz als Deborah Lipstadt und Timothy Spall als David Irving zu sehen. Die Teilnahme an der Filmvorführung war ebenfalls kostenlos.

Deborah Lipstadt ist Professorin für Moderne Jüdische Geschichte und Holocaust-Studien an der Emory Universität in Atlanta. Ihre Arbeiten über Antisemitismus, den Eichmann-Prozess und die Geschichte der Holocaust-Leugnung haben sie international bekannt gemacht. Lipstadt analysiert die gezielte Vermengung von Tatsachen und Lügen, um rechtsextremistische, antisemitische, rassistische und sexistische Strategien transparent zu machen. Den Carl-von-Ossietzky-Preis erhält sie am 4. Mai 2018 für ihren „unerschrockenen Einsatz für die historische Wahrheit… und ihr fortgesetztes Auftreten gegen öffentlich verbreitete Lügen und Unwahrheiten“.

Sozialwissenschaftler Michael Daxner war von 1986 bis 1998 Präsident der Oldenburger Universität und danach Professor für Soziologie und Jüdische Studien in Oldenburg. Daxner befasst sich in seinen Forschungsschwerpunkten auch mit Konfliktforschung, Interventionen und Friedenseinsätzen auf dem Balkan, in Zentralasien und Afghanistan. Als Gründungsmitglied hat er noch immer enge Verbindungen zur hiesigen Jüdischen Gemeinde.

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Der Politikwissenschaftler Hajo Funke forscht seit Jahrzehnten schwerpunktmäßig über Antisemitismus, Rechtspopulismus und -extremismus und die Verstrickungen des Verfassungsschutzes. Funke hat sich intensiv mit der Mordserie des NSU befasst und war mehrfach Sachverständiger in den Untersuchungsausschüssen. Im Prozess Irving gegen Lipstadt und Penguin-Verlag war Funke einer der Gutachter der Verteidigung und wies die engen Verbindungen Irvings in extremistisch-revisionistische und neonazistische Organisationen in Deutschland nach.

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Veranstaltung der Preisträgerin mit Oldenburger Schülerinnen und Schülern

Filmvorführung und Gespräch

Schülerinnen und Schüler ab Klasse 10 waren am 4. Mai 2018, dem Tag der Preisverleihung, zur Vorführung des Films „Verleugnung“ mit anschließendem Gespräch in das Kulturzentrum PFL eingeladen. Unter Moderation der Jury-Sprecherin Prof. Dr. Sabine Doering diskutierten die knapp 100 Jugendlichen mit der Preisträgerin Prof. Dr. Deborah Lipstadt mit viel Sachkunde und großem Engagement über die Hintergründe der Entstehung des Films, den Prozessverlauf und die Filmrezeption. Dabei wurden auch grundsätzliche Fragen des Umgangs mit Holocaustleugnern, der Hard- und Softcore-Leugnung sowie über das Recht auf freie Meinungsäußerung intensiv debattiert.

 

Zuletzt geändert am 8. September 2022